Die „Landshut“ in Friedrichshafen Das Symbol im Kampf gegen den RAF-Terror rottet vor sich hin

Berlin/Friedrichshafen · Hickhack um die 2017 nach Deutschland geholte „Landshut“: Das Flugzeug sollte restauriert und im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden. Eigentlich.

 Die Lufthansa-Maschine „Landshut“ steht im Bodensee-Airport in einem Hangar. Wie lange noch, weiß niemand.

Die Lufthansa-Maschine „Landshut“ steht im Bodensee-Airport in einem Hangar. Wie lange noch, weiß niemand.

Foto: dpa/Felix Kästle

Der Rumpf wird mit fünf gelben Bändern gesichert. Die „Landshut“ könnte sonst womöglich umkippen. An dem Flugzeug, dessen Name sich als Synonym für blanken Terror ins bundesdeutsche Gedächtnis gebrannt hat, fehlen die Flügel. Sie liegen wie auch andere Teile der kaum noch als Boeing 737 zu erkennenden Maschine verteilt in dem riesigen Hangar. Schrott im Wert von 20 000 Euro. Während die „Landshut“ in Friedrichshafen am Bodensee vor sich hinrottet, beharken sich die zuständigen Stellen in Berlin. Bei der Suche nach einer tragfähigen Lösung fühlt sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vom Außenministerium allein gelassen. „Das Auswärtige Amt hat die ,Landshut’ auf Initiative des damaligen Außenministers Sigmar Gabriel (SPD) im Sommer 2017 in einer Hauruck-Aktion kurz vor der Bundestagswahl unter großem Medienrummel aus Brasilien nach Friedrichshafen gebracht“, sagt Grütters. Das Auswärtige Amt sei bis heute Eigentümer der „Landshut“ und „damit auch verantwortlich“.

Die „Landshut“ steht symbolisch für das, war unter der Bezeichnung „Deutscher Herbst“ ein dunkles Kapitel Nachkriegsgeschichte markiert. 1977 gibt es eine Serie von Anschlägen. Nach der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto erreicht der Terror der „Roten Armee Fraktion“ (RAF) im September einen neuen Höhepunkt. Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wird entführt, um die inhaftierten RAF-Leute um Andreas Baader und Gudrun Ensslin freizupressen. Zur Unterstützung dieser Forderung bringen vier palästinensische Terroristen am 13. Oktober 1977 die „Landshut“ mit 82 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern in ihre Gewalt. Eine der Stationen der Entführung ist Aden, wo Flugkapitän Jürgen Schumann erschossen wird. Auf dem Flughafen der somalischen Stadt Mogadischu stürmt die GSG9 die Maschine und befreit die Geiseln unversehrt. Unmittelbar danach werden die Leichen der RAF-Häftlinge in ihren Zellen gefunden, Schleyer wird ermordet. Die seit 1970 eingesetzte „Landshut“ bleibt bis 1985 im Flugbetrieb der Lufthansa. 2008 wird die Maschine ausgemustert. Gabriel lässt die Boeing schließlich 2017 aus Brasilien nach Friedrichshafen am Bodensee bringen.

Ein von Gabriel mit dem Dornier-Museum ins Auge gefasster Plan für eine Präsentation in Friedrichshafen gilt als gescheitert. Grütters lässt nach eigenen Angaben ein Ausstellungskonzept erarbeiten. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt sie. „Aber es ist nicht in erster Linie unsere Verantwortung“, sagt Grütters. Das Dornier-Museum gibt sich kooperativ: Unabhängig davon, an welchem Standort die Landshut-Ausstellung realisiert werde, wolle man das unterstützen, teilt ein Sprecher mit. Er sagt aber auch: „Der Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt liegen bis heute keine Informationen über eine finale Standortentscheidung (...) vor.“ Berichte darüber, dass der Fortbestand des Dornier-Museums über das Jahr 2025 hinaus nicht gesichert sei, weist der Sprecher zurück. 

Grütters geht dagegen davon aus, dass der Fortbestand nicht gesichert ist. „Das ist hochproblematisch.“ Wenn Bundesmittel fließen, müsse es aus haushaltsrechtlichen Gründen eine Zweckbindung von mindestens 20 Jahren geben.

Gabriel hat sich inzwischen in die Rolle des Kritikers zurückgezogen. „Es ist aus meiner Sicht eine Schande, wie mit diesem Teil deutscher Nachkriegsgeschichte umgegangen wird“, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Er bemängelte, dass zwei Jahre nach der Rückholung des Wracks nicht klar sei, was werden soll. Das will Grütters nicht so stehen lassen. „Herr Gabriel hatte zugesagt, persönlich um weitere potenzielle Partner sowie um finanzielle Unterstützung zu werben.“ Das sei bis heute erfolglos geblieben, sagt die CDU-Politikerin.

Im Außenministerium bleiben Fragen mehrfach unbeantwortet. Von dort heißt es nur, Grütters habe „für die kommenden Wochen Gespräche im Ressortkreis über die Erstellung und Umsetzung des Ausstellungskonzeptes angestoßen“. Daran werde sich auch das Auswärtige Amt beteiligen.

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