Die Integration macht Fortschritte

Berlin. Maria Böhmer kam regelrecht ins Schwärmen: "Noch nie hat sich bei der Integration so viel bewegt wie in den vergangenen beiden Jahren", meinte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung gestern bei der Vorstellung des neuen Ausländer-Berichts

Berlin. Maria Böhmer kam regelrecht ins Schwärmen: "Noch nie hat sich bei der Integration so viel bewegt wie in den vergangenen beiden Jahren", meinte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung gestern bei der Vorstellung des neuen Ausländer-Berichts. Tatsächlich gibt es Fortschritte etwa im Bildungsbereich und bei den beruflichen Perspektiven der in Deutschland lebenden Migranten. Im Vergleich zur Lage der deutschstämmigen Wohnbevölkerung offenbart die Untersuchung aber weiter großen Nachholbedarf. Dabei hat hierzulande schon fast jeder fünfte Einwohner einen Migrationshintergrund. Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts im Überblick:Demografie: Während die Bevölkerung in Deutschland zwischen 2009 und 2010 um knapp 190 000 auf 81,7 Millionen schrumpfte, erhöhte sich der Anteil der Migranten von 19,2 auf 19,3 Prozent. Von den insgesamt 15,7 Millionen Migranten besitzt über die Hälfte (8,6 Millionen) die deutsche Staatsbürgerschaft. Die zahlenmäßig stärksten Gruppen bilden Türken (15,8 Prozent), Polen (8,3), Russen (6,7) und Italiener (4,6 Prozent). Mehr als jedes dritte Kind unter fünf Jahren kommt aus einer Zuwandererfamilie.

Kinder: Besuchten 2008 nur etwa neun Prozent der Migrantenkinder unter drei Jahren eine öffentliche Betreuungseinrichtung, so waren es 2011 schon 14 Prozent. Bei ihren deutschstämmigen Altersgenossen erhöhte sich die Quote aber im gleichen Zeitraum von 21,6 auf 30 Prozent. Die Befürchtung, dass gerade Migranten-Eltern ihre Kleinkinder wegen des geplanten Betreuungsgeldes verstärkt daheim lassen könnten, hält Böhmer für unbegründet. Ausländische Eltern wüssten um die Wichtigkeit der Sprachförderung, weshalb sie nicht an "erhebliche Einschnitte" glaube.

Bildung: Auch hier ist der Trend im Grundsatz positiv. Der Anteil der ausländischen Schüler ohne Abschluss sinkt. Gleichzeitig verlassen mehr Ausländer die Schule mit einer Fach- und Hochschulreife. Jeder dritte ausländische Schüler besucht allerdings nur die Hauptschule. Unter den deutschstämmigen Schülern ist es etwa jeder achte. Auch liegt die Quote der ausländischen Schulabbrecher mit fast 13 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die von deutschstämmigen Schülern (5,4 Prozent).

Lehre: Nur ein Drittel der jungen Ausländer absolviert eine Berufsausbildung. Bei den deutschen Altersgenossen sind es zwei Drittel. Allerdings haben sich die Abstände zu den deutschen Quoten in den letzten Jahren kontinuierlich verringert. Bedenklich stimmt jedoch, dass 31,6 Prozent der Migranten zwischen 25 und 35 ohne Berufs- beziehungsweise Hochschulabschluss dastehen. In der gleichaltrigen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund sind es nur 9,2 Prozent.

Arbeitslosigkeit: Die insgesamt schlechtere berufliche Qualifizierung von Migranten spiegelt sich auch in der Arbeitslosenstatistik wider. Zwar waren 2011 im Schnitt 200 000 Ausländer weniger arbeitslos gemeldet als im Jahr 2005. Trotzdem liegt die Arbeitslosenquote mit fast 17 Prozent nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie bei den Deutschen (7,2 Prozent). Eine Besserung der Lage erhofft sich Böhmer von einem seit April geltenden Gesetz zur verbesserten Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen.

Kriminalität: Die Kriminalitätsquote unter den Ausländern liegt mit 5,3 Prozent doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung mit nur 2,6 Prozent. Berücksichtigt werden müsse aber, dass Zuwanderer im Vergleich zur deutschen Wohnbevölkerung deutlich jünger seien. Auch sei der Anteil von Frauen geringer. Überdies gehörten Ausländer eher unteren Einkommensschichten an. "Diese Faktoren begünstigen eher kriminelles Verhalten", heißt es in dem Bericht.

Foto: dpa

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