Die Heimat ohne Jobchance – Spanier suchen neue Perspektive

Nürnberg/Homburg · Seit Januar 2011 ist die Zahl der beschäftigten Spanier in Deutschland von 30 000 auf 70 000 gestiegen. Vor allem Jüngere sind auf der Suche nach einer neuen Perspektive.

Das Ergebnis der spanischen Parlamentswahlen ist Alma Martin eigentlich egal. Weder von Ministerpräsident Mariano Rajoy noch vom sozialistischen Widersacher Pedro Sánchez erwartet sich die 35-Jährige eine wirkliche Lösung der wirtschaftlichen Probleme in ihrem Heimatland. Die Hoffnung, dass sich die Lage bessert, hat sie längst aufgegeben.

Seit 1. März lebt Alma Martin in Deutschland. Bei einem evangelischen Sozialwerk absolviert die Gymnasiallehrerin derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr - mit der Aussicht auf eine feste Stelle als Lehramts-Assistentin. An eine Rückkehr nach Spanien denkt sie nicht. "Die ökonomische Lage wird immer schlechter. Ich sehe in meiner Heimat keine Chance, eine Arbeit zu finden", sagt sie.

Ähnlich sieht das Andrés Carmona Alberola aus Alicante. Der 25-Jährige macht seit August eine Ausbildung zum Koch im Homburger Hotel Rabenhorst. Einen festen und sicheren Job in Spanien zu finden, sei unmöglich gewesen. Auch seine Zukunft sieht Alberola in Deutschland: "Ich will nach der Ausbildung hierbleiben." Daran ändere auch das Wahlergebnis nichts.

Martin und Alberola sind zwei von Tausenden jungen Spaniern, die auf der Suche nach Arbeit ihr Land verlassen haben. Viele von ihnen suchten in Deutschland eine Jobperspektive. Nach der Beschäftigtenstatistik ist die Zahl der erwerbstätigen Spanier hierzulande seit Januar 2011 um gut 30 000 auf zuletzt knapp 70 000 gestiegen.

Die Bemühungen der spanischen Regierung, den arbeitslosen jungen Leuten eine Perspektive zu geben, führten dazu, dass manche ihre Auslandspläne erst mal auf Eis legten, berichtet José Cobos von der deutschen Abteilung des Rückkehrer-Vereins AGER. Tatsächlich ist in den vergangenen Monaten die Arbeitslosigkeit in Spanien spürbar gesunken. Das Interesse an Deutschland sei aber noch vorhanden. Zurück gehen nur wenige. "90 Prozent bleiben in Deutschland", stellt Cobos fest.

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