Deutschlands Plan für den Atom-Gau

Berlin. Angesichts der Debatte um längere Atom-Laufzeiten stellt sich die Frage, was eigentlich passiert, wenn es in Deutschland zum "nuklearen Katastrophenfall" kommt. Als Reaktion auf den Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 überarbeiteten viele Staaten ihre Konzepte zum Schutz der Bevölkerung vor radioaktiver Strahlung

Berlin. Angesichts der Debatte um längere Atom-Laufzeiten stellt sich die Frage, was eigentlich passiert, wenn es in Deutschland zum "nuklearen Katastrophenfall" kommt. Als Reaktion auf den Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 überarbeiteten viele Staaten ihre Konzepte zum Schutz der Bevölkerung vor radioaktiver Strahlung. Geschieht hierzulande das Unfassbare, wird die Bevölkerung mit Sirenen, Lautsprecherdurchsagen und per Rundfunk gewarnt, das Gebiet rund um ein Kernkraftwerk wird in Gefahrenzonen eingeteilt. Experten nehmen Messungen und die Dekontamination vor. Rasch werden auch Lebensmittel, Futtermittel, Boden, Trink- und Grundwasser auf ihre Strahlenbelastung untersucht. Darüber hinaus halten die Länder Evakuierungspläne bereit. "Die Kosten trägt der Inhaber der Anlage", so die Bundesregierung.

Eine der wichtigsten Maßnahmen nach einem Störfall ist die Verteilung von Jodtabletten im Umkreis von 100 Kilometern eines Kernkraftwerks. Durch ihre Einnahme soll verhindert werden, dass radioaktives Jod von der Schilddrüse aufgenommen wird und zu Gesundheitsschäden führt. "In einem Ereignisfall müssen die Jodtabletten innerhalb von zwölf Stunden und unabhängig von Tageszeit und Witterung ausgeliefert werden können", heißt es beim Bundesamt für Strahlenschutz.

Genau das scheint aber ein Problem zu sein. Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, bemängelt, dass es keine Organisation gebe, "der man es zutraut, die Verteilung der Jod-Tabletten sicher zu organisieren." Deutschland "ist nicht für gut gerüstet im Katastrophenfall", glaubt die Grüne. "Von den bevorrateten Mengen sind wir gut aufgestellt", sagt indes der Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Professor Rolf Michel. Die Frage sei in der Tat, "wie man das Material zum richtigen Zeitpunkt unter die Leute bringt." Mit Blick auf die Laufzeitenverlängerung warnt er: "Wer die Laufzeiten verlängert, muss auch für zusätzliche Kontrollen, Wartungen und technischen Nachrüstungen sorgen. Wir wollen keinerlei Abstriche bei den Sicherheitsstandards haben." has

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