„Deutschland strebt keine Dominanz an“

Marseille/Paris · Bundespräsident Joachim Gauck sieht Deutschland nicht auf dem Weg zu einer Vormachtstellung in Europa. Zum Abschluss seines Staatsbesuches in Frankreich betonte Gauck gestern in Marseille: „Deutschland strebt keine Dominanz an.

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"Niemand in Deutschland träumt davon, Europa zu führen", sagte Gauck deutschen und französischen Jugendlichen. Wenn die "schmerzhaften Reformen" der Agenda 2010 unter dem damaligen SPD-Kanzler Gerhard Schröder als Beispiel angeführt würden, dann sei dies keine Anmaßung, sondern eher ein Diskussionsvorschlag für andere Länder. Das gelte für Politiker und Bürger gleichermaßen.

Gauck gab zu erkennen, dass er für mehr finanzpolitische Koordination in der Europäischen Union eintritt. Europa werde in der globalisierten Welt nur gemeinsam wahrgenommen. "Wenn wir ernst genommen werden wollen, brauchen wir Europa." Gleichzeitig verwies der Bundespräsident darauf, er sei nicht Chef der deutschen Regierung: "Ich bin im Grunde Zierrat", sagte der Bundespräsident im Scherz. Die Geste deutsch-französischer Versöhnung von Gauck und Präsident François Hollande in Oradour-sur-Glane am Vortag stieß in Frankreich auf viel Zustimmung. Beide Politiker hatten sich am Mittwoch Hand in Hand das Massaker schildern lassen, bei dem Soldaten der Waffen-SS 1944 mehr als 600 Franzosen ermordeten. Sie umarmten sich dabei auch immer wieder.

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