Deutschland bei Frühförderung nur Mittelmaß

Berlin. Deutschland liegt bei der Betreuung und frühen Förderung von Kindern im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Kinderhilfswerks Unicef zur Qualität von Kindergärten und Tagesstätten in 25 Industrieländern. Beklagt wird in der gestern vorgestellten Studie vor allem die Kinderarmut in Deutschland, die mit 16 Prozent zu hoch sei

Berlin. Deutschland liegt bei der Betreuung und frühen Förderung von Kindern im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Kinderhilfswerks Unicef zur Qualität von Kindergärten und Tagesstätten in 25 Industrieländern. Beklagt wird in der gestern vorgestellten Studie vor allem die Kinderarmut in Deutschland, die mit 16 Prozent zu hoch sei. Auch müssten Erzieher besser ausgebildet werden und die unter dreijährigen Kinder stärker gefördert werden. Von den Industrienationen erfüllt nur Schweden alle zehn Unicef-Mindeststandards für die Kleinen. Nach Schweden werden aber auch die anderen skandinavischen Länder und Frankreich gelobt. Deutschland erreicht auch nach Einführung des Elterngeldes maximal fünf Kriterien. Gefordert wird von Deutschland vor allem, dass der Anteil der Kinder aus armen Familien auf unter zehn Prozent gesenkt wird. In einer ergänzenden Studie wird zugleich kritisiert, dass gerade Kinder armer Eltern und aus Einwandererfamilien häufig die Betreuungsangebote nicht wahrnehmen. Dabei seien sie besonders auf frühe Förderung angewiesen, um in der Schule nicht abgehängt zu werden, sagte die Bildungsforscherin Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Die Studie verweist zudem auf Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Ostdeutschland besucht im Schnitt mindestens jedes dritte Kind unter drei Jahren eine Kita. Im Bundesschnitt ist es nur jedes zehnte Kind. Auch innerhalb der Bundesländer werde die Betreuung nicht überall gleich stark genutzt. In einigen Kreisen Thüringens seien etwa 27 Prozent der Kinder in Kindertagesstätten, in anderen 51 Prozent. In Baden-Württemberg gebe es Schwankungen bei der Beteiligung zwischen zwei und 23 Prozent. Nach Auffassung von Unicef versäumen es viele Industrienationen, alle Kinder von klein auf am besten zu fördern. In Deutschland werden mehr als 80 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen täglich außerhalb der Familie betreut. Im Schnitt der anderen Industrienationen sind dies knapp 70 Prozent. In Frankreich und Italien sind es dagegen fast 100 Prozent, in Schweden etwa 90. Skandinavische Länder und auch Frankreich stellen nach Angaben von Unicef mindestens ein Prozent ihres Bruttonationaleinkommens der frühkindlichen Betreuung zur Verfügung. Deutschland gab bislang 0,4 Prozent aus. dpa

HintergrundDie meisten Kinder im Grundschulalter verfügen über politische Grundkenntnisse. Das belegt eine gestern veröffentlichte Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung. Den Ergebnissen zufolge zeigen Grundschüler auch Interesse an gesellschaftlichen Fragen. Allerdings schnitten in der Studie Kinder von Einwanderern und aus sozial schwächeren Wohngegenden deutlich schlechter ab als Mitschüler, die in sozial stabilen Gegenden leben.Der Studie zufolge kennen über 80 Prozent der befragten Viertklässler das Problem der Arbeitslosigkeit. 64 Prozent kennen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und 45 Prozent wissen, dass das politische System Deutschlands demokratisch ist. Auch Nachrichten über Umweltverschmutzung, Hunger und Krieg spielen im politischen Bewusstsein der Kinder eine Rolle, stellten die Forscher fest. ddp

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