Deutsche vertrauen Rente nicht mehr

Berlin · 4,25 Prozent in West-, 5,95 Prozent in Ostdeutschland: Die Renten-Erhöhung im Juli wird die höchste seit 23 Jahren. Doch eine Umfrage zeigt: Jüngere haben wenig Vertrauen ins Rentensystem.

Ältere Menschen in Deutschland dürfen sich im Juli auf eine Rekorderhöhung ihrer Rente freuen. Sie fällt größer aus, als vor Monaten prognostiziert. Doch bei den Jungen sinkt das Vertrauen in das System der Alterssicherung. Nur etwa ein Drittel der Bevölkerung setzt laut einer Repräsentativ-Umfrage des Instituts TNS Infratest darauf, von der gesetzlichen Rente dereinst gut leben zu können. Besonders starke Zweifel haben Befragte zwischen 18 und 34 Jahren: Nur 22 Prozent aus dieser Altersgruppe sind hier optimistisch. Dem stehen fast drei Viertel der Jüngeren gegenüber, die nicht davon ausgehen, dass ihre Rente einmal reichen wird. Gut 60 Prozent der 18- bis 34-Jährigen bekundeten, wenig oder kein Vertrauen ins Rentensystem zu haben.

Für die gut 20 Millionen aktuellen Rentner steigen die Bezüge in diesem Jahr allerdings stärker als in den letzten 23 Jahren. In Westdeutschland legen sie zum 1. Juli um 4,25 Prozent, im Osten um 5,95 Prozent zu, wie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD ) gestern mitteilte. Bei einer Monatsrente von brutto 900 Euro bringt sie rund 38 Euro mehr im Westen und 54 Euro mehr im Osten. Die Erhöhung wird auch fast nicht durch Preissteigerung geschmälert. Nahles sagte, die durch Umlagen finanzierte Rente bewähre sich. Der Beitragssatz bleibe in den kommenden Jahren bei 18,7 Prozent.

Grundlage der Rentenerhöhung ist das Lohn-Plus von 3,78 Prozent in den alten und 5,48 Prozent in den neuen Ländern. Hinzu kommt ein Sondereffekt durch eine Umstellung der volkswirtschaftlichen Statistik. Daher werde die jetzige Erhöhung wohl die Ausnahme bleiben, erklärte der Sozialverband Deutschland. Zumal die Bundesregierung plane, das Rentenniveau weiter zu senken. Der Linken-Experte Matthias Birkwald erklärte, das diesjährige Plus sei "eine kurze Verschnaufpause bei einem stetig weiter sinkenden Rentenniveau". Das Verhältnis zwischen Arbeits- und Renteneinkommen soll laut Rentenversicherungsbericht von rund 48 Prozent des Arbeitseinkommens bis 2029 auf knapp 45 Prozent sinken. > , Meinung

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort