Deutsche Bischöfe preschen bei Umgang mit Geschiedenen vor

Rom · Die Gruppe der deutschsprachigen Bischöfe hat bei der Familiensynode in Rom für eine dicke Überraschung gesorgt: Einstimmig plädiert sie dafür, den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen grundsätzlich in Frage zu stellen.

Eine umfassende Erneuerung der katholischen Ehe-Theologie hat die deutschsprachige Gruppe bei der Bischofssynode zu Ehe und Familien vorgeschlagen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx , und der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper erklärten, in Einzelfällen solle die Zulassung Wiederverheirateter zur Kommunion ermöglicht werden.

Künftig solle ein Priester als Beichtvater im Gespräch mit dem jeweils Betroffenen klären, ob nach der neuen Eheschließung "ein Zugang zu den Sakramenten möglich ist". Bei der Analyse soll es demnach klare Kriterien geben. So sei es ein Unterschied, ob jemand vom Partner verlassen wurde oder die Ehe durch schwere eigene Schuld zerstört hat. Auch die Situation des geschiedenen Partners oder das Verhältnis zu verlassenen Kindern müsse eine Rolle spielen. Die Bischöfe wünschen sich eine Klärung der Frage durch den Papst. Ihre Stellungnahme wurde einstimmig verabschiedet - eine Überraschung angesichts der Tatsache, dass der Gruppe auch eher Konservative wie Kardinal Ludwig Gerhard Müller und der Wiener Oberhirte Christoph Schönborn angehören.

Die Haltung der übrigen zwölf Gruppen in der Frage der Geschiedenen ist höchst unterschiedlich. Vier von ihnen schließen eine Wiederzulassung zur Kommunion nicht aus, drei beharren auf der derzeitigen harten Haltung. Papst Franziskus hatte zuletzt eine "heilsame Dezentralisierung" angekündigt. Demnach könnten umstrittene Fragen von den Bischofskonferenzen vor Ort beantwortet werden.

Die deutschsprachige Gruppe legte zudem ein Schuldbekenntnis ab. Die Seelsorge habe durch "harte und unbarmherzige Haltungen" Leid über Menschen gebracht. Dazu zählten unter anderem ledige Mütter und unehelich geborene Kinder, Homosexuelle und Menschen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften. >

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