Des Königs trotzige Krönung

Zürich · In einer Schweizer Nobelherberge werden sieben Funktionäre der Fifa festgenommen. Zugleich eröffnen die Behörden Strafverfahren wegen der Vergabe der WM-Turniere 2018 und 2022. Doch den Chef des Fußballweltverbandes beeindruckt das nur wenig.

M orgen hält der König Hof. Dann will sich Sepp Blatter an die Spitze des Weltfußballverbandes Fifa wählen lassen - zum fünften Mal. Seine Konkurrenten, darunter der ehemalige portugiesische Ausnahmespieler Luis Figo, hat der 79-jährige Schweizer auf der Zielgeraden locker abgehängt. Übrig geblieben ist nur der jordanische Prinz Ali Bin Al Hussein, dem bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt werden.

Alles wie immer - wenn da nicht gestern gleich zwei Meldungen für Schlagzeilen gesorgt hätten. Da wurden zum einen in einer Zürcher Nobelherberge sieben ranghohe Fifa-Funktionäre verhaftet. Ihnen werden Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen. Dann gab die Schweizer Bundesanwaltschaft am gleichen Tag bekannt, im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußballweltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar ein Strafverfahren gegen Unbekannt zu eröffnen. Auch hier geht es um Schmiergelder und Geldwäsche .

Die Fifa bemüht sich, den Ball flach zu halten. Was die Verhaftung der Funktionäre anbelangt, so stehe diese "im Zusammenhang mit Geschäften der Concacaf und Conmebol". Das sind die beiden regionalen Fußballzusammenschlüsse von Nord- und Südamerika - zumindest geographisch weit genug weg vom Fifa-Hauptsitz Zürich. Die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft begrüßte der Dachverband sogar ausdrücklich und verwies auf seinen Kampf gegen Korruption in den eigenen Reihen. "Wir sind erfreut, dass die Untersuchung zum Wohle des Fußballs vorangetrieben wird, und glauben, dass sie dazu beitragen wird, die von der Fifa bereits getroffenen Maßnahmen zu verstärken."

Dass für Blatter und seine Mannschaft mitunter das Wohl des Fußballs vor dem Wohlergehen der Menschen steht, ist ein Vorwurf, der gerade im Zusammenhang mit der WM 2022 in Katar immer wieder diskutiert wird. Mehrfach bereits zeigten Menschenrechtler der Fifa und den einheimischen Organisatoren die gelbe Karte. Beim Bau von Stadien und Sportstätten würden Arbeiter aus Entwicklungsländern ausgebeutet und schikaniert. Immer wieder versprachen die Verantwortlichen Abhilfe. Doch passiert ist bisher wenig, wie Amnesty International festhält. So seien weiterhin 1,5 Millionen Arbeiter dem Gutdünken von Auftraggebern und Unternehmen ausgeliefert. Von den anvisierten 300 Inspektoren etwa, die auf den Baustellen des Landes nach dem Rechten sehen sollten, fehle so gut wie jede Spur. Die Fifa, so die Botschaft von Amnesty, müsse ihren Druck auf die Behörden in Katar dringend erhöhen, um den Worten Taten folgen zu lassen.

Auch die Kirchen prangerten in der Vergangenheit die Zustände in Katar an. So sagte der katholische Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Anfang 2014, es gebe "jede Menge Beweise, dass auf den Baustellen Menschen zu Schaden kommen", und appellierte: "Die Fifa ist gefordert!"

Sepp Blatter treiben derzeit vermutlich eher die Vorwürfe rund um Korruption und Vetternwirtschaft um. Auf die Frage, wie es dem Chef des Weltfußballverbands derzeit gehe, teilte ein Sprecher mit. "Er tanzt natürlich nicht in seinem Büro." Stattdessen hält der Funktionär die Füße still. "Er ist recht entspannt, er weiß, dass er nicht involviert ist." Rücktrittsgedanken ließ er deshalb auch gleich zurückweisen. Einen Grund, das Jahrestreffen der 209 Fifa-Mitglieder abzusagen, sieht er auch nicht. Der König will erneut gekrönt werden.

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