Der visuelle Wanderer

Saarbrücken. Das Wort Filmemacher oder Regisseur schätzt er nicht. Vielmehr sei er, sagt Anton Corbijn, ein visueller Künstler, der sich mit Design, Fotografie und Film beschäftigt

 Blutige Grüße von George Clooney - ein Bild von den Dreharbeiten. Fotos: Corbijn/Schirmer/Mosel

Blutige Grüße von George Clooney - ein Bild von den Dreharbeiten. Fotos: Corbijn/Schirmer/Mosel

 AntonCorbijn

AntonCorbijn

Saarbrücken. Das Wort Filmemacher oder Regisseur schätzt er nicht. Vielmehr sei er, sagt Anton Corbijn, ein visueller Künstler, der sich mit Design, Fotografie und Film beschäftigt. Regisseur wird der Holländer zurzeit dennoch oft genannt, bringt er doch gerade seinen zweiten Spielfilm ins Kino, die melancholische Killerballade "The American": mit George Clooney als Auftragsmörder, der sich in einem verschlafenen italienischen Bergdorf auf den letzten Auftrag vorbereitet. Corbijn scheint, glaubt man den ersten Kritiken, eine melancholische Sinnsuche gelungen zu sein, auch wenn der US-Verleih den Film als Actionreißer vermarktet hat, was sich gerächt hat: Nach einem soliden Start sind die Einnahmen eingebrochen, die Mundpropaganda des Actionfilmpublikums, auf das der Film gar nicht zielt, fällt schlecht aus.In Europa könnte der Film ein größeres Publikum finden, ist der Name Corbijn hier doch bekannter; nicht erst seit seinem berührenden, in strengen Schwarzweißbildern komponierten Spielfilmdebüt "Control" (2007), das vom Leben und Freitod des englischen Musikers Ian Curtis erzählt. Seit den späten Achtzigern ist Corbijn, heute 55, einer der stilprägenden Fotografen und Videoclip-Regisseure der Rockmusik. Für die britischen Electro-Popper Depeche Mode erschuf er die komplette Optik, inklusive Plattenhüllen und Bühnen-Design, Videos mit körnigen Super-8-Projektionen und düsteren Schwarzweiß-Porträts, auf denen der tiefhängende Himmel immer so finster dräut, als stürze er gleich auf die Beteiligten hinunter.Die Musiker von U2 stellte er für die klassische "The Joshua tree"-Albumhülle 1987 in die Wüste und führte sie später optisch in eine ironisch-postmoderne Phase, nachdem sich die Iren im biblischen Ernst verrannt hatten. Für REM, Metallica, Bruce Springsteen, Nick Cave und die Rolling Stones gestaltete er Album-Hüllen, in Deutschland für die Rainbirds, für Easy-Listening-Kaiser James Last und für Herbert Grönemeyer, der nun die Musik zu "The American" geschrieben hat - auch ihn sieht man im famosen Bildband "Inside The American". Corbijn zeigt den Drehort der herbstlichen, kargen italienischen Berge, eigene Skizzen, dazu Porträts von Clooney, Kirchen und den Cafés der Abruzzen, begleitet von handschriftlichen Notizen. Ein exzellentes Buch und vielleicht ein künstlerisches Ventil für den Fotografen - denn die Filmkamera bei "The American" hat Kollege Martin Ruhe geführt, nicht Corbijn."Inside The American" erscheint bei Schirmer/Mosel: 164 S., 49,80 €. Der Film startet in einigen Kinos der Region. Die anderen Kinostarts: der japanische Trickfilm "Ponyo", die 3D-Ballerorgie "Resident Evil: Afterlife" und die skurrile Komödie "Mammuth". Kritiken und Termine zu den Filmen morgen im treff.region.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort