Der Mann, der die Welt veränderte

Moskau. Als einer der Väter der Deutschen Einheit hat sich der frühere Kremlchef Michail Gorbatschow seinen Platz in der Geschichte schon vor gut 20 Jahren gesichert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte den Friedensnobelpreisträger bei einem Treffen in der Vorwoche in Berlin eine weitsichtige Persönlichkeit, die die friedliche Revolution in der DDR mit ermöglicht habe

 Kanzlerin Angela Merkel mit Michail Gorbatschow bei einer Fotoausstellung zu Ehren des früheren Kremlchefs. Foto: dpa

Kanzlerin Angela Merkel mit Michail Gorbatschow bei einer Fotoausstellung zu Ehren des früheren Kremlchefs. Foto: dpa

Moskau. Als einer der Väter der Deutschen Einheit hat sich der frühere Kremlchef Michail Gorbatschow seinen Platz in der Geschichte schon vor gut 20 Jahren gesichert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte den Friedensnobelpreisträger bei einem Treffen in der Vorwoche in Berlin eine weitsichtige Persönlichkeit, die die friedliche Revolution in der DDR mit ermöglicht habe. Doch vor seinem 80. Geburtstag heute sorgte sich Gorbatschow vor allem um die Zukunft seiner Heimat Russland.Scharf kritisiert der Ex-Sowjetpräsident die "selbstherrliche und undemokratische" Führung des Landes unter Regierungschef Wladimir Putin. Und er fordert eine Neuauflage seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung). Diese hatte in den 1980er Jahren das Ende der kommunistischen Supermacht Sowjetunion eingeläutet. Bis heute steht Gorbatschows Name zudem für eine historische atomare Abrüstung, die er mit US-Präsident Ronald Reagan auf den Weg gebracht hatte.

Diese neue Linie Moskaus gilt als Durchbruch zu Freiheit und Demokratie, als Ende des Kalten Krieges zwischen Ost und West und als Weg zum Fall der Berliner Mauer. Doch in den Augen seiner Mitbürger ist Gorbatschow bis heute ein führungsschwacher Politiker ohne Machtinstinkt. Er habe das Land mit schweren politischen Fehlern in Chaos, Hunger und Armut gestürzt, heißt es.

Seinen Idealen ist Gorbatschow trotz der Ablehnung in der Heimat treu geblieben. Wenige Tage vor seinem Jubiläum trat er vor Journalisten in Moskau auf. Er nannte Putins Geeintes Russland eine "schlechte Kopie der Kommunistischen Partei der Sowjetunion". Die Verfassung, die Gerichte, das Parlament - alles sei nur "Dekoration" und eine "Imitation von Demokratie".

Bis Gorbatschow am 11. März 1985 zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion gewählt wurde, hatten sich Kremlherrscher stets bis zum Tod an die Macht geklammert. Ohne Blutvergießen ließ er als Führer des größten Landes der Erde nicht zuletzt die in ein Bündnis mit der UdSSR gezwungenen Ostblock-Länder Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei sowie andere los. Als die Sowjetunion mit den 15 Mitgliedsstaaten zerfiel, war das 1991 nach einem Putsch in Moskau und der Machtergreifung von Boris Jelzin schließlich auch sein Ende. "Gorbatschow hatte kein Glück mit uns. Aber wir hatten Glück mit ihm. Das ist die Wahrheit, die wir erst noch lernen müssen", meint die Politologin Lilija Schewzowa.

Wohl auch deshalb feiert Gorbatschow dort, wo er als Freiheitsheld verehrt wird: im Westen. In Berlin, wo Gorbatschow in der vergangenen Woche auch Bundespräsident Christian Wulff traf, erinnert eine Bilderschau im Museum "The Kennedys" an Gorbatschows Verdienste.dpa

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