Das monatelange Warten soll ein Ende haben

Die neuen Terminservicestellen der regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen müssen ab heute gesetzlich Versicherten binnen vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt verschaffen. Klingt gut, hat aber ein paar Haken.

Wie funktionieren die Terminservicestellen (TSS)?

Der Patient braucht eine ärztliche Überweisung mit einer Codenummer für eine Behandlung bei einem Facharzt. Dann ruft er die Servicestelle seiner regionalen Kassenärztlichen Vereinigung an. Die Mitarbeiter nennen ihm innerhalb einer Woche einen Termin bei einem Experten, wobei zwischen Anfrage des gesetzlich Versicherten und dem Facharzttermin maximal eine Wartezeit von vier Wochen liegen darf. Im Saarland ist die TSS werktags zwischen 9 und 12 Uhr unter Tel. (06 81) 85 77 30 erreichbar. Am Nachmittag werden dann - laut Gunter Hauptmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Saar - die Anfragen von den drei Mitarbeiterinnen bearbeitet.

Und wenn es doch nicht klappt?

Sollte die Terminservicestelle keinen Termin bei einem niedergelassenen Facharzt anbieten können, vermittelt sie ihnen einen ambulanten Behandlungstermin in einem Krankenhaus.

Wer darf sich an die Servicestelle wenden und wer nicht?

Es gibt keine Pflicht für Patienten, sich an die Stelle zu wenden. Nach wie vor kann jeder direkt beim Facharzt Termine machen. Der Service ist für Kassenpatienten gedacht, die dringend eine fachärztliche Behandlung brauchen. Bagatellerkrankungen und Routineuntersuchungen sind also ausgenommen. Für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Psychotherapeuten gibt es keinen Vermittlungsservice. Und für einen Termin bei einem Frauen- oder Augenarzt braucht man keine Überweisung, darf aber trotzdem den Service in Anspruch nehmen.

Wie weit darf der Facharzt entfernt sein?

Für die allgemeine fachärztliche Versorgung darf der Weg in der Regel maximal 30 Minuten länger sein als zum nächstgelegenen Mediziner dieser Fachrichtung. Darunter fallen: Augenarzt, Frauenarzt, Hautarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Neurologe, Orthopäde, Urologe, Chirurg. Für bestimmte Spezialisten, etwa Radiologen, gilt die Zeit bis zum nächstgelegenen Kollegen plus 60 Minuten. Einen Wunschtermin beim Arzt der Wahl gebe es nicht, erklärt Hauptmann. Im Saarland orientiere sich die Terminvermittlung auch an dem Wohnort.

Wie viele Termine bietet ein Facharzt im Saarland durch die Terminservicestelle an?

Die Fachärzte melden selbst ihre freien Termine der Terminservicestelle im Saarland. Eine gesetzliche Pflicht, wie viele Termine ein Arzt anbieten muss, gebe es nicht, sagt der saarländische KV-Vorstandsvorsitzende.

Was bemängeln die Kritiker?

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und ihre regionalen Gliederungen leisteten lange Widerstand gegen die Vermittlung. Jetzt sicherten sie zu, heute rechtzeitig an den Start zu gehen. KBV-Chef Andreas Gassen bekräftigte aber, eine bessere Steuerung der Arztbesuche mache Terminvergabestellen überflüssig. Die Wartezeiten entstünden, weil es zu viele Patienten gebe, die wegen derselben Beschwerden zu zwei, drei oder noch mehr Fachärzten gingen.

Was sagen die Befürworter?

Die gesetzlichen Krankenkassen weisen darauf hin, dass Privatpatienten in der Regel schneller einen Termin beim Facharzt bekommen als Kassenpatienten . Daher seien die Servicestellen richtig. Sie könnten auch gut funktionieren, wenn sich die ärztlichen Stellen darum bemühten. Der Sozialverband VdK meint aber, solange es für Ärzte lukrativer sei, Privatpatienten zu behandeln, würden Kassenpatienten bei der Terminvergabe benachteiligt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort