Das Glück winkt den Norddeutschen

Von wegen Miesepetrigkeit: Die Deutschen sind laut Glücksatlas 2015 so zufrieden wie lange nicht. Gerade die Norddeutschen fühlen sich besonders gut – ins Saarland kommt das Glück angeblich nicht so oft.

 Die Logik hinter chinesischen Glückskatzen ist einfach: Wink dem Glück und es winkt dir zurück. Foto: Fotolia

Die Logik hinter chinesischen Glückskatzen ist einfach: Wink dem Glück und es winkt dir zurück. Foto: Fotolia

Foto: Fotolia

Glück. Was ist das überhaupt? An dieser Frage hat sich schon so manch ein Philosoph den Kopf zerbrochen. Auch heute noch versuchen Forscher, eine Antwort darauf zu finden. Doch statt philosophischen Betrachtungen begutachten sie Faktoren, welche die Zufriedenheit beeinflussen können. Dazu zählen etwa Arbeit, Gesundheit, Familie und Freizeitgestaltung.

Gestern veröffentlichte die Post in Berlin ihren fünften Glücksatlas. Sie beauftragte Wissenschaftler mit Daten aus dem Sozio-ökonomischen Panel sowie einer Umfrage des Allensbach-Instituts, die Lebenszufriedenheit in der Bundesrepublik auszuwerten. Das Ergebnis: Die Deutschen sind glücklich wie nie. Auf einer Skala von Null bis Zehn liegen die Bundesbürger bei 7,02 Punkten. Im vergangenen Jahr betrug der Wert noch 7,0. Max Höfer, Studienleiter, geht davon aus, dass der Anstieg damit zu tun hat, dass Deutschland verhältnismäßig gut durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen ist. "Das Einkommen hat sich mittlerweile wieder erhöht und die Arbeitslosigkeit sinkt", erklärt er. Dies scheint auch für Europa zuzutreffen. Nach Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise hat sich die Lebenszufriedenheit wieder verbessert. Sie beträgt 6,5 Punkte. Im Jahr 2013 war Europa auf 6,2 Punkte zurückgefallen. Deutschland liegt in der Europa-Glücks-Rangliste übrigens auf Platz zehn. Das glücklichste Land ist Dänemark vor Schweden und den Niederlanden. Schlusslicht ist Griechenland.

Hat Glück also etwas mit dem Wohnort zu tun? Ja. Was Deutschland angeht, könnte man meinen, das Glück liegt in der Nordseeluft. Denn am zufriedensten sind die Menschen in Schleswig-Holstein. Bereits zum dritten Mal in Folge landete das nördlichste Bundesland mit 7,36 Punkten auf dem ersten Tabellenplatz. Gefolgt von den Regionen Baden (7,22), Niedersachsen/Nordsee (7,17) und Hamburg (7,14). Die Region Rheinland-Pfalz/Saarland schaffte es auf Platz 13 von 19 mit einem Glücksindex von 7,05. Auf dem letzten Tabellenplatz landete Mecklenburg-Vorpommern (6,67). Zudem fanden die Forscher heraus, dass der Glücksabstand zwischen Ost- und Westdeutschland mit 0,15 Punkten so klein ist wie nie.

Doch nicht nur der Wohnort, auch Arbeit und Wohlstand sind entscheidende Zufriedenheitsfaktoren. Wie schon der US-amerikanische Schauspieler Danny Kaye sagte: "Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu." Daher ist die Arbeitszufriedenheit ebenfalls Thema der Untersuchung. Es stellte sich heraus, dass Arbeitslosigkeit ein großer Glückshemmer ist. Arbeitslose in Deutschland bewerteten mit 6,0 Punkten ihre Zufriedenheit deutlich niedriger als Erwerbstätige mit 7,1 Punkten. Generell besteht ein enger Zusammenhang zwischen Arbeits- und Lebenszufriedenheit. Erwerbstätige , die mit ihrem Job zufrieden sind, bewerten ihr Lebensglück mit 8,02 Punkten deutlich höher als Berufstätige, die mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sind (5,89).

Die Saarländer sind mit Arbeit (7,0 Punkte) und Haushaltseinkommen (6,6) übrigens glücklicher als viele andere Bundesbürger. Auch die vergleichsweise hohe Wohneigentumsquote von 60 Prozent sorgt in Saarland und Rheinland-Pfalz für Zufriedenheit. Doch eines fällt bei der Region besonders auf: "Die Saarländer und Rheinland-Pfälzer sind sehr zufrieden mit ihrer Gesundheit", sagt Höfer. "Sie haben auch verhältnismäßig wenig gesundheitliche Probleme."

Unglücklich macht viele Deutsche hingegen die Digitalisierung. Durch neue Technik und Produkte verändert sich die Arbeitswelt. 55 Prozent der Befragten gaben zwar an, dass das ihren Berufsalltag eher erleichtert habe. Allerdings sind 53 Prozent genervt von der ständigen Erreichbarkeit für Kunden, Kollegen und Vorgesetzte. Knapp die Hälfte der Befragten sagte zudem, dass ihre Arbeit durch die digitale Technik stressiger geworden sei.

Umso wichtiger ist folglich die Freizeit. Und so bewerteten die Forscher auch die Work-Life-Balance - den Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit. Der Arzt Albert Schweitzer stellte einmal fest: "Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt." Daher wünschen sich 48 Prozent der Berufstätigen mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbies. 69 Prozent gaben an, wegen eines stressigen Berufslebens sei es heute schwieriger eine Familie zu gründen als früher.

Dabei ist die Liebe ein wichtiger Glücksfaktor. Die Saarländer und Rheinland-Pfälzer sind mit ihrem Leben außerhalb der Arbeit zum Beispiel zufrieden. Was auch daran liegt, dass sich überdurchschnittlich viele von ihnen in einer Ehe oder Partnerschaft befinden. Schriftsteller Hermann Hesse hat also scheinbar eine mögliche Antwort auf die Glücksfrage gefunden. Er sagte: "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann ist glücklich."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort