„Das Auto ist für Straßen-Rowdys wie eine Geliebte“

Zweibrücken · Rechtsanwalt Florian Brödel berät Klienten unter anderem in Verkehrsrecht. Das Raser-Urteil sieht er kritisch.

 Anwalt Florian Brödel. Foto: Brödel

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Herr Brödel, finden Sie den Mord-Schuldspruch richtig oder zu hart?

BRÖDEL In Bezug auf die Angehörigen des Opfers und aus moralischer Sicht halte ich das Urteil für gerechtfertigt. Aber aus rechtlicher Sicht wird sich das Urteil bei einer Revision vor dem Bundesgerichtshof vermutlich nicht halten lassen. Denn für Mord muss man zumindest billigend in Kauf nehmen, dass ein Mensch getötet wird. Diesen Vorsatz und ein Mordmerkmal wie niedrige Beweggründe muss den Tätern nachgewiesen werden. Problematisch ist, dass die sich vermutlich keine Vorstellung über die Tötung eines Menschen gemacht haben.

Was treibt junge Männer zu solchen riskanten Rennen an?

BRÖDEL Das Auto ist in solchen Fällen wie eine Geliebte. Das ist der Lebensinhalt dieser Männer. Sie versuchen dadurch die Anerkennung zu bekommen, die sie im normalen Leben nicht bekommen. Mit dem Auto können sie anderen Menschen vermeintlich imponieren, mit ihren Fahrkünsten oder mit hoher Geschwindigkeit.

Welche Strafen erwarten die Fahrer von Straßenrennen im Normalfall, wenn sie erwischt werden?

BRÖDEL Dann gibt es unter Umständen die Strafbestände gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Nötigung und Geschwindigkeitsübertretung. Das sind alles Verstöße, die nicht hoch bestraft werden. In der Regel droht diesen Rennfahrern lediglich eine Geldstrafe oder im schlimmsten Fall der Führerscheinentzug.

Wie können sich Autofahrer gegen solche Verkehrs-Rowdys wehren?

BRÖDEL Wenn ein Autofahrer von einem anderen mit Lichthupe abgedrängt wird, ist das strafbare Nötigung. Das Problem ist, dass der Drängler benannt werden muss. Denn neben dem Kennzeichen und der Automarke sollte auch das Aussehen des Fahrers beschrieben werden können. Das ist oft nicht möglich. Sofern die Möglichkeit besteht, sollte man umgehend die Polizei informieren und den Standort des Rowdys durchgeben.

Das Gespräch führte

Jana Freiberger.

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