Dalai Lama spricht von "Hölle auf Erden"

Berlin/Peking. Die Tibeter haben nach den Worten des Dalai Lama in fünf Jahrzehnten chinesischer Herrschaft "die Hölle auf Erden" erlebt. Am 50. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands beklagte das religiöse Oberhaupt der Tibeter "unsägliches Leid und Zerstörung"

Berlin/Peking. Die Tibeter haben nach den Worten des Dalai Lama in fünf Jahrzehnten chinesischer Herrschaft "die Hölle auf Erden" erlebt. Am 50. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands beklagte das religiöse Oberhaupt der Tibeter "unsägliches Leid und Zerstörung". Noch heute lebten die Tibeter "in ständiger Angst", kritisierte der Dalai Lama gestern in einer Rede im indischen Dharamsala. Er bekräftigte die Forderung nach "echter" Autonomie für die Tibeter innerhalb der Volksrepublik. Aus Angst vor einem Wiederaufflammen der Proteste in Tibet am Jahrestag sicherte ein Großaufgebot chinesischer Sicherheitskräfte das Hochland. Tibet war abgeriegelt. In seiner Rede rief der Dalai Lama seine Landsleute zur Gewaltlosigkeit auf. Er sicherte China zu, dass die Tibeter ihren "Beitrag für die Erhaltung von Einheit und Stabilität in China leisten" werden, wenn ihre Hoffnung auf echte Autonomie erfüllt werde. Er warnte vor einer Auslöschung der tibetischen Sprache, Kultur und Identität durch China. Ungewöhnlich scharf ging der Dalai Lama mit der chinesischen Herrschaft in Tibet in 50 Jahren ins Gericht. Er nannte "repressive und gewalttätige" Kampagnen, Klassenkampf, die Kulturrevolution, Kriegsrecht und die jüngste "patriotische Erziehungskampagne" und den "Hart Durchgreifen" genannten Feldzug. Es sei jetzt aber wichtig, in gegenseitigen Interesse nach vorne zu schauen und Lösungen zu finden.In Berlin und rund 100 anderen Städten weltweit kam es nach Angaben von Tibet-Gruppen zu Protestaktionen. Zu den Protesten aufgerufen hatte unter anderem die Tibet Initiative Deutschland. Ihren Angaben zufolge wollten deutschlandweit 996 Städte, Gemeinde und Landkreise die Flagge Tibets hissen. Sie wollten damit auch auf die Zerstörung der tibetischen Kultur und Identität aufmerksam machen. In Neu Delhi demonstrierten Hunderte junger Exil-Tibeter mit tibetischen Fahnen und Transparenten wie "China lügt". Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) forderte "innere Autonomie" für Tibet. Eine Chance auf eine friedliche Verständigung zwischen Tibet und China sei nur mit Hilfe des Dalai Lama möglich, sagte Koch in Wiesbaden. Bei dem Volksaufstand am 10. März 1959 hatten sich in Lhasa die Tibeter gegen die chinesische Besatzung erhoben. Der Aufruhr wurde blutig niedergeschlagen. Der Dalai Lama flüchtete am 17. März ins Exil nach Indien. dpa

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