CSU will nach vorne schauen

München. Sieben Wochen nach ihrem historischen Fiasko bei der Bundestagswahl will die CSU den Blick jetzt ausschließlich in die Zukunft richten. Darauf verständigte sich der CSU-Vorstand gestern im Rahmen einer Wahlanalyse in München. Kritik an Parteichef Horst Seehofer (Foto: ddp) blieb fast vollständig aus

München. Sieben Wochen nach ihrem historischen Fiasko bei der Bundestagswahl will die CSU den Blick jetzt ausschließlich in die Zukunft richten. Darauf verständigte sich der CSU-Vorstand gestern im Rahmen einer Wahlanalyse in München. Kritik an Parteichef Horst Seehofer (Foto: ddp) blieb fast vollständig aus. Der 60-Jährige selbst räumte aber eine gewisse Mitschuld an dem historisch schlechten Wahlergebnis von 42,5 Prozent ein. "Ich bin Parteivorsitzender und verantwortlich", sagte er und betonte, er nehme nicht für sich in Anspruch, dass er in den vergangenen zwölf Monaten alles richtig gemacht habe. "Aber zwischen Verantwortung und Ursächlichkeit gibt es immer noch einen Unterschied", sagte Seehofer. Die CSU, die nur in Bayern antritt, hatte dort 42,5 Prozent und damit ihr schlechtestes Bundestagswahl-Ergebnis seit 1949 eingefahren. Als einen Hauptgrund dafür machte der CSU-Vorstand gestern den Wunsch der Wähler nach einem Ende der großen Koalition aus. 79 Prozent der Wähler hätten taktisch gewählt, sagte Seehofer. Unmittelbar nach der Wahl hatte es in der CSU Kritik am Anti-FDP-Wahlkampf Horst Seehofers gegeben. Derlei kritische Stimmen waren aber gestern kaum mehr zu hören. Der Chef der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach, sagte: "Das war nicht klug." Und der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber meinte: "Es hat uns jedenfalls nicht genutzt." Huber sprach erneut von einer "Vertrauenskrise" der CSU. Dieser müsse man nun eine vernünftige Sacharbeit entgegensetzen.Als Konsequenz aus dem Wahldebakel plant die CSU eine Parteireform. In den kommenden zwölf Monaten solle offen über nötige Veränderungen in der Parteistruktur diskutiert werden, sagte Seehofer. "Wir werden mit voller Kraft jetzt die Parteireform durchführen." Dabei werde es um die Struktur gehen wie die Zusammensetzung der Delegiertenversammlungen. Es werde aber auch um inhaltliche Fragen gehen. Um schnell Antworten auf grundsätzliche Fragen geben zu können, werde eine "Zukunftswerkstatt" eingerichtet. dpa/afpMeinung

Aufarbeitungs-Rituale

Von SZ-MitarbeiterRalf Müller Man weiß ja schon, wie in Parteien so eine "schonungslose Aufarbeitung" einer Wahlniederlage funktioniert: Am Wahlabend und in den ersten Tagen brodelt es heftig in der Partei, doch für eine Diskussion ist keine Zeit: Erst muss die neue Regierung beziehungsweise Koalition gebildet werden. Wenn dann die Analyse der Wahl endlich auf der Tagesordnung steht, ist die größte Wut verraucht und heraus kommt das Bekenntnis, "nach vorne" blicken zu wollen.Seehofer bleibt unangefochten an der Spitze. Er hat ja nach eigener Analyse nichts falsch gemacht. Trotz Reform-Ankündigungen darf man davon ausgehen, dass aus der CSU nicht schlagartig eine andere Partei wird, sondern sie bis auf weiteres die Seehofer-Truppe bleibt.

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