Impfstoffe EU-Kommission plant in Zukunft ohne Astrazeneca

Brüssel · Bei künftigen Bestellungen will Brüssel auf mRNA-Vakzine setzen. Biontech liefert 50 Millionen Dosen Impfstoff zusätzlich an die EU.

 Astrazeneca, hier mehrere Impf-Fläschchen in einer Schachtel, soll von der EU künftig nicht mehr geordert werden. Dänemark hat als erstes EU-Land angekündigt, ganz auf das schwedisch-britische Vakzin zu verzichten.

Astrazeneca, hier mehrere Impf-Fläschchen in einer Schachtel, soll von der EU künftig nicht mehr geordert werden. Dänemark hat als erstes EU-Land angekündigt, ganz auf das schwedisch-britische Vakzin zu verzichten.

Foto: AP/Peter Dejong

Die EU-Kommission plant bei künftigen Impfstoff-Bestellungen offenbar ohne die Vakzine von Astrazeneca und Johnson&Johnson. Beide Vektorimpfstoffe waren zuvor wegen des Verdachts, Hirnvenenthrombosen auslösen zu können, in die Kritik gekommen. Erst am Dienstag hatte der US-Hersteller Johnson&Johnson den Europa-Start seines Impfstoffs verschoben. Zwar widersprach am Mittwoch ein hoher EU-Beamter Berichten, denen zufolge die Verträge mit den beiden Konzernen nicht verlängert und die Hersteller bei künftigen Bestellungen nicht mehr berücksichtigt werden sollten. „Dazu ist es viel zu früh“, hieß es aus der Kommission. Gleichzeitig betonte die EU-Behörde, die die Beschaffung der Vakzine im Auftrag der Mitgliedstaaten organisiert, aber, dass man künftig vor allem auf jene Stoffe setzen wolle, die auf der neuartigen mRNA-Technologie basieren. Damit kommen nur die bisher zugelassenen Präparate von Biontech/Pfizer sowie Moderna infrage. Sollte das Vakzin des deutschen Herstellers Curevac wie erhofft ebenfalls im zweiten oder dritten Quartal von der Europäischen Arzneimittelbehörde (Ema) zertifiziert werden, könnte auch dieser Impfstoff langfristig genutzt werden. Biontech kündigte am Mittwoch an, bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen an Deutschland und die anderen EU-Staaten zu liefern.

„Die Zukunft gehört den mRNA-Impfstoffen“, sagte der CDU-Europapolitiker und Mediziner Peter Liese. „Sie sind offensichtlich wirksamer als die Vektorimpfstoffe und scheinen auch nebenwirkungsärmer zu sein. Der wichtigste Vorteil aber ist, dass man sie schneller und gezielter an Mutationen anpassen kann.“ Die EU-Kommission will demnächst bis zu 1,8 Milliarden Dosen der neuartigen Vakzine für Auffrischungen sowie für Kinder und Jugendliche ordern. Es geht dabei um Verträge für die Jahre 2021 bis 2023. Nach Darstellung der Kommission gilt als ein Kriterium für die Auftragsvergabe, dass es sich um mRNA-Impfstoffe handeln soll. Damit wären Astrazeneca und Johnson&Johnson, deren Verträge mit der EU nur für 2021 gelten, ebenso aus dem Rennen wie das russische Vakzin Sputnik V, das sich derzeit in der Prüfung der Ema befindet.

Tatsächlich gelten die Vakzine von Astrazeneca und Johnson&Johnson als Übergangs-Impfstoffe, die für die Erstversorgung bis zum Sommer als wichtiger Betrag zentral sind. Allerdings haben aufgetretene Nebenwirkungen in Form von Thrombosen schon mehrfach für Unterbrechungen der Impfkampagnen sowie für Altersbeschränkungen gesorgt. Dänemark will nun als erstes EU-Land dauerhaft auf den Einsatz von Astrazeneca verzichten. Das Robert-Koch-Institut hat, vorbehaltlich eines noch ausstehenden Beschlusses der Ständigen Impfkommission (StiKo) Ende des Monats, empfohlen, jüngeren Patienten, die bereits eine erste Dosis von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung Biontech oder Moderna zu verabreichen. Zwar stehen umfassende Studien über eine solche „heterologe Impfung“ noch aus. Einige Experten halten es allerdings für denkbar, dass durch die Mischung der unterschiedlichen Vakzine unter Umständen der Schutz sogar deutlich erhöht werden könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort