China baut einen Flugzeugträger

Peking. Andeutungen zirkulieren schon seit Jahren und Fotos seit Monaten, doch erst jetzt hat sich Chinas Volksbefreiungsarmee offiziell zu ihrem aufsehenerregendsten Rüstungsprojekt bekannt. "China baut einen Flugzeugträger", erklärte Generalstabschef Chen Bingde in der Hongkonger Zeitung "Commercial Daily". "Er ist aber noch nicht fertig

Peking. Andeutungen zirkulieren schon seit Jahren und Fotos seit Monaten, doch erst jetzt hat sich Chinas Volksbefreiungsarmee offiziell zu ihrem aufsehenerregendsten Rüstungsprojekt bekannt. "China baut einen Flugzeugträger", erklärte Generalstabschef Chen Bingde in der Hongkonger Zeitung "Commercial Daily". "Er ist aber noch nicht fertig." Die knappe Aussage ist nichts weniger als die Bestätigung, dass die Volksrepublik auch auf den Weltmeeren den Status einer Großmacht beansprucht.Die Flugzeugträgerpläne sind Teil einer militärischen Modernisierungskampagne, die Chinas Nachbarn und die USA zunehmend als Bedrohung empfinden. Westliche Militärexperten rechnen damit, dass Chinas erster Flugzeugträger Ende des Jahres in See stechen könnte, wobei es sich aber nicht um eine reine Eigenentwicklung handelt, sondern um den ausgemusterten Sowjet-Flugzeugträger Varyag, den China 1998 kaufte und derzeit umrüstet. Zwei kleinere, von China selbst entwickelte Flugzeugträger befinden sich offenbar im Bau.

Derartige Machtdemonstrationen sind der Stoff, aus dem regionale Spannungen gemacht sind. Seit Monaten verschärfen sich in Chinas südlichen und östlichen Seegebieten die Konflikte - etwa mit Vietnam, Japan und den Philippinen. Dabei geht es sowohl um Territorialfragen als auch um Rohstoffe. Rückendeckung erhalten die asiatischen Staaten von den USA, die keinen Zweifel daran aufkommen lassen wollen, dass sie ihre Vormachtstellung in der Asien-Pazifik-Region nicht mit den Chinesen zu teilen gedenken. "Wir haben ein nationales Interesse an der Freiheit der Schifffahrt, ungehindertem wirtschaftlichem Fortschritt und Handel und der Einhaltung internationaler Gesetze", sagte Verteidigungsminister Robert Gates kürzlich.

Peking sieht darin hegemoniales Gebaren und wirft seinen Nachbarn vor, sich von den USA instrumentalisieren zu lassen, um antichinesische Ängste zu schüren. "Anders als einige andere Länder, die Flugzeugträger besitzen, wird China seine Flugzeugträger nicht in fremde Länder schicken", erklärte Generalmajor Qi Jianguo. Doch wozu braucht die Volksrepublik dann überhaupt schwimmende Militärflughäfen? "Für mögliche Konflikte im Südchinesischen und Ostchinesischen Meer benötigt China sie jedenfalls nicht", sagt ein westlicher Militärexperte. Auch in einem Krieg um Taiwan wäre ein Flugzeugträger höchstens eine punktuelle Verstärkung.

Stattdessen sehen Strategen ein anderes Einsatzgebiet: den Indischen Ozean. Ein Großteil der chinesischen Exporte wird auf diesem Weg verschifft und allein 80 Prozent der chinesischen Ölimporte werden auf dieser Route geliefert. Allem Anschein nach schmiedet Peking in der Region bereits Allianzen. Allerdings werde die Einsatzfähigkeit der chinesischen Flugzeugträger noch viele Jahre brauchen, sagen Kenner. "Der Flugzeugträger ist für China vor allem ein Prestigeobjekt", sagt ein Experte. "Bis China damit Kriege führen kann, werden wohl noch Jahrzehnte vergehen."

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