"Chemie-Ali" zeigte nie Reue

Kairo. Gäbe es im Irak eine Liste der am meisten gehassten Menschen, Ali Hassan al-Madschid (Foto: dpa) hätte gute Aussichten auf den ersten Platz gehabt. Zur Zeit der Herrschaft seines Cousins, Präsident Saddam Hussein, agierte er als dessen verlängerter Arm, wenn es darum ging, Aufständische jedweder Couleur niederzuknüppeln und Rivalen beiseite zu schaffen

Kairo. Gäbe es im Irak eine Liste der am meisten gehassten Menschen, Ali Hassan al-Madschid (Foto: dpa) hätte gute Aussichten auf den ersten Platz gehabt. Zur Zeit der Herrschaft seines Cousins, Präsident Saddam Hussein, agierte er als dessen verlängerter Arm, wenn es darum ging, Aufständische jedweder Couleur niederzuknüppeln und Rivalen beiseite zu schaffen. In puncto Skrupellosigkeit stand er Saddam, dem er bis zu dessen Exekution Ende 2006 treu ergeben war, in nichts nach. Am Montag wurde auch der berüchtigte "Chemie-Ali" in Bagdad am Galgen hingerichtet. Al-Madschid zählte im Laufe seiner Karriere als Minister, Kommandeur und Berater Saddams zu den Schlüsselfiguren des Regimes.

Er war maßgeblich an den Angriffen auf die irakischen Kurdengebiete in den 1980er Jahren beteiligt, an der Invasion Kuwaits 1990 und an der Niederschlagung des Schiiten-Aufstandes im Südirak 1991. Nach dem von ihm überwachten Gasangriff auf das kurdische Dorf Halabdscha 1988, bei dem rund 5000 Menschen einen qualvollen Tod starben, geben ihm die Iraker den Beinamen Ali al-Kimawi ("Chemie-Ali"). Am Sonntag vor einer Woche war der mittlerweile 69-Jährige wegen dieses Massakers verurteilt worden. Es war das vierte Todesurteil gegen ihn.

Al-Madschid, der wie Saddam aus einfachen Verhältnissen stammte und kaum formale Bildung genossen hatte, wurde 1941 nahe der nordirakischen Stadt Tikrit geboren. Seinen Aufstieg in der Baath-Partei und der Armee hat er der Tatsache zu verdanken, dass sich sein vier Jahre älterer Vetter Saddam in schwierigen Zeiten vor allem auf Männer aus seinem Clan verließ. Nach dem Sturz des Saddam-Regimes durch US-Truppen im April 2003 war Al-Madschid erst fälschlicherweise für tot erklärt worden.

Gefasst wurde der Ex-Funktionär, der auf der amerikanischen Liste der meistgesuchten Iraker den fünften Platz einnahm, dann doch, vier Monate später. In US-Haft nahm er etliche Kilogramm ab. Als im August 2006 der Prozess wegen Völkermordes an den Kurden begann, zeigte er sich auf der Anklagebank meist recht gefasst. Teils trat der Saddam-Cousin, der sich früher in der Öffentlichkeit meist in Militäruniform gezeigt hatte, nun in traditionellen arabischen Gewändern auf. Sein Blick war meist hart und unfreundlich.

Trotz Hunderter von Zeugenaussagen, Tonbandaufnahmen und Dokumenten, weigerte sich Al-Madschid im Gerichtssaal, die Verantwortung für die Verfolgung der Kurden zu übernehmen. Als grausamer Kriegsherr, der Worte wie, "wir löschen sie aus" im Munde führte, will er sich damals nach eigenem Bekunden nur zu "Propagandazwecken" präsentiert haben. Reue zeigte Al-Madschid aber nicht. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort