CDU siegt überraschend in Großstädten

Düsseldorf · Für die in den Großstädten schwächelnde CDU sind die Kommunalwahlen in NRW ein Hoffnungsschimmer. Wissenschaftler sind da skeptischer. Besorgt sind alle über die niedrige Wahlbeteiligung.

Eine kleine Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen löst große Freude und Hoffnung bei der CDU in Bund und Land aus. In knapp der Hälfte der NRW-Kommunen sind am Sonntag Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte neu gewählt worden. Die CDU - seit Jahren schwach bei der Besetzung von OB-Posten in den großen Städten - schafft in Bonn und Oberhausen einen aufsehenerregenden Erfolg und löst die SPD nach Jahrzehnten im Rathaus-Chefsessel ab. Kann sie also doch Großstadt? Die Partei schöpft Mut.

Armin Laschet - NRW-Landeschef und Vize der Bundes-CDU - meint: "Auch in Großstädten kann man mit den richtigen Persönlichkeiten als CDU Wahlen gewinnen." Peter Tauber, Generalsekretär der Bundespartei, twittert: "Bonn, Oberhausen, Münster, Essen: Starke Ergebnisse, die Rückenwind für Stichwahlen und Köln geben. CDU kann auch Großstadt." In Düsseldorf , dem größten CDU-Landesverband, sagt Generalsekretär Bodo Löttgen: "Die CDU ist eine Volkspartei. Sie kann Land und sie kann Stadt."

Zeichnet sich da eine erste Trendwende für die CDU ab? Der Politologe Professor Ulrich von Alemann spricht lediglich von einem "Augenblickserfolg". Und: "Dass das aber schon die Wasserscheide ist, glaube ich nicht." Zumal die CDU mancherorts auch verloren habe. Auffällig nach Einschätzung des Düsseldorfer Experten: "Es zeigt sich deutlich, dass die alten Erbhöfe nicht mehr sicher sind, das Wählerverhalten wird wechselhafter." Dazu passen Bonn und Oberhausen.

In der Bundesstadt hat der indischstämmige CDU-Politiker Ashok-Alexander Sridharan (50) der SPD das Amt nach 21 Jahren abspenstig gemacht. Er ist damit der erste Oberbürgermeister mit Migrationshintergrund in einer deutschen Großstadt.

Zugleich hat in Oberhausen SPD-Mann Apsostolos Tsalastras - er stammt aus einer griechischen Arbeiterfamilie - klar verloren. Jetzt nimmt für die CDU Daniel Schranz auf dem Chefsessel Platz. Nach rund 60 Jahren hat die SPD den Posten verloren.

Der aktuelle Stand aus CDU-Sicht: Sie hat mit Düsseldorf und Dresden ihre letzten OB-Ämter in den Landeshauptstädten verloren, auch in den zehn größten Städten Deutschlands stellt sie derzeit keinen einzigen OB. Unter den Top 20 waren es bisher gerade mal zwei - Wuppertal und Münster. Jetzt ist Bonn - Nummer 19 - neu in CDU-Hand. In Münster bleibt ein Christdemokrat OB, in Wuppertal muss sich der CDU-Amtsinhaber einer Stichwahl am 27. September stellen. Zudem kann in Köln nach einer Panne um unzulässige Stimmzettel erst am 18. Oktober gewählt werden.

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HintergrundDer SPD-Bürgermeisterkandidat in Bad Münstereifel, Werner Esser (57), ist am Sonntag zusammengebrochen und gestorben. Der Rechtsanwalt war lange als Bonner Stadtrat tätig und wurde bei seinem Wahlkampf von Schlagersänger Heino unterstützt, der ebenfalls in Bad Münstereifel wohnt. Esser erzielte bei der Wahl mit 45 Prozent das beste Ergebnis. Er wäre in zwei Wochen in die Stichwahl um den Rathausposten gegangen. dpa

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