Casablanca am Rhein

Düsseldorf · Tausende junger Nordafrikaner sind in den vergangenen Jahren aus den Armenvierteln ihrer Heimatländer nach Deutschland gelangt. In den Metropolen am Rhein fallen viele von ihnen unangenehm auf.

Da staunte sogar die Polizei : Bei einer Razzia im Düsseldorfer Bahnhofsviertel kam bei einer Überprüfung der Personalien heraus, dass von 72 Kneipengästen 90 Prozent bereits als mutmaßliche Diebe aufgefallen waren. Noch etwas hatten die Anwesenden gemein: Sie kamen aus Nordafrika. Gleiches stellen die Ermittler bei den "Antänzern" fest, die sie in der Altstadt als Trick- und Taschendiebe festnehmen: Die Maghreb-Staaten dominieren.

Deswegen rief die Polizei in der Landeshauptstadt das Projekt "Casablanca" ins Leben, um herauszufinden, was sich in der Szene abspielt. Eineinhalb Jahre später haben die Beamten eine beunruhigende Zwischenbilanz gezogen: Allein in Düsseldorf gibt es Klau-Banden mit insgesamt 2244 Verdächtigen aus Nordafrika, die Mehrheit von ihnen (1256 Verdächtige ) aus Marokko. "Die Szene wächst und wächst. Für die Kollegen ist das sehr frustrierend." Erst am Wochenende nahm die Polizei bei einer Großrazzia im Bahnhofsviertel 40 Männer fest, die vermutlich aus Nordafrika stammen. Bei 38 von ihnen besteht der Verdacht des illegalen Aufenthalts.

Nach der Silvesternacht in Köln stehen die Neuankömmlinge nun besonders unter Beobachtung: Die 13 Beschuldigten aus der Silvesternacht seien allesamt Nordafrikaner, berichtete die Kölner Staatsanwaltschaft. Ihnen werden Taschendiebstähle rund um den Dom vorgeworfen. Die Kölner Polizei hat zudem alarmierende Zahlen: Während von 1111 illegal eingewanderten Syrern in jüngster Zeit lediglich 0,5 Prozent als Verdächtige bei Straftaten auffielen, waren es bei 838 illegalen Einwanderern aus Marokko, Tunesien und Algerien 40 Prozent. Die Nordafrikaner seien besonders häufig bei Raub, Ladendiebstahl, Taschendiebstahl und Diebstahl aus Autos vertreten. Sie seien oft aggressiv und leisteten erheblichen Widerstand.

In Düsseldorf trifft sich die Szene in "Klein-Marokko", wie das Maghreb-Viertel genannt wird. Dort sind die alteingesessenen nordafrikanischen Ladenbesitzer auf die Neuankömmlinge nicht gut zu sprechen. "Abschieben, sofort abschieben", fordern sie. Doch das Viertel dient den Banden als Rückzugsort. "Da haben sie ihre Shisha-Bars und Cafés", sagt ein Polizeisprecher. Dass die Polizei nun verstärkt in "Klein-Marokko" auftauche, sei kein Aktionismus nach den Kölner Vorkommnissen. "Das liegt daran, dass die Anwohner uns nun offensiv anrufen, wenn sie etwas beobachten. Das ist auch gut so." Aber wenn die Festgenommenen zwei Stunden später wieder auftauchen, sei das natürlich für die Anwohner und für die Polizisten frustrierend.

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