"Carlos, der Schakal", steht wieder vor Gericht

Paris. Eigentlich heißt er Ilich Ramirez Sanchez. Doch die Welt kennt ihn als "Carlos, der Schakal". Verurteilt wurde der einst meistgesuchte Terrorist schon 1997 und sitzt seitdem in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe ab. Ab heute steht der Venezolaner aber wieder vor Gericht

Paris. Eigentlich heißt er Ilich Ramirez Sanchez. Doch die Welt kennt ihn als "Carlos, der Schakal". Verurteilt wurde der einst meistgesuchte Terrorist schon 1997 und sitzt seitdem in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe ab. Ab heute steht der Venezolaner aber wieder vor Gericht. Dem 62-Jährigen wird die Mittäterschaft an einer Terrorserie in Frankreich in den 1980er Jahren vorgeworfen, bei der elf Menschen starben und mehr als 100 verletzt wurden. Mit ihm angeklagt sind drei mutmaßliche Komplizen.Es geht um einen Bombenanschlag auf den Zug Toulouse-Paris am 29. März 1982. Er soll dem damaligen französischen Oppositionsführer und späteren Präsidenten Jacques Chirac gegolten haben, der auf dieser Strecke regelmäßig in seinen Wahlkreis fuhr. Die Anklage stützt sich auf Dokumente aus der DDR und Ungarn. Außerdem wird Carlos ein Anschlag am 31. Dezember 1983 auf einen Hochgeschwindigkeitszug vorgeworfen, bei dem fünf Menschen starben. Er soll auch an Bombenanschlägen auf den Pariser Sitz des arabischen Magazins "Al Watan Al Arabi" im April 1982 und auf einen Bahnhof in Marseille mitgewirkt haben.

"Der am Montag beginnende Prozess ist der einer vergangenen Epoche. Saddam Hussein und Oberst Gaddafi - Carlos' Auftraggeber - sind tot. Die kommunistischen Regime, die ihn beherbergten und beobachteten, sind gefallen; der Anwaltssohn Illich Ramirez Sanchez bedroht seit langem niemanden mehr", schrieb am Donnerstag die französische Zeitung "Le Figaro".

Der Venezolaner bestreitet die ihm zur Last gelegten Taten und machte erst vor kurzem durch eine Klage gegen den ehemaligen französischen Innenminister Charles Pasqua Schlagzeilen. Er hält diesem vor, 1994 seine Verschleppung aus dem Sudan angeordnet zu haben. Damit sei er rechtlich gegen seinen Willen in Frankreich, meinte Carlos mit Blick auf mögliche Verfahrensfehler bei seiner Verurteilung. Vergangenen Monat gab er aus der Haft Telefon-Interviews, in denen er von seiner Hoffnung auf baldige Freilassung durch diplomatische Intervention seines Heimatlandes sprach. Seine ideologische Heimat hatte Carlos 1973 bei der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) gefunden. Mit spektakulären Attentaten wurde er schnell weltbekannt. Ab Mitte der 1970er Jahre operierte der "Schakal" mit wenigen treuen Gefolgsleuten quasi als Terrorismus-Söldner. Er versteckte sich zunächst in der DDR, dann in Ungarn, später im Nahen Osten. Die Aktivitäten wurden nach und nach immer unpolitischer und wahlloser. Schließlich jagte die ganze Welt den Top-Terroristen, was 1994 zu seiner Verhaftung im Sudan führte. dpa

Foto: Guez/afp

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