Bundesbanker Sarrazin fordert Kopftuchverbot für Schülerinnen

Berlin. Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD, Foto: ddp) und jetzige Bundesbank-Vorstand hat ein Kopftuchverbot in Schulen gefordert. "Ich würde Kopftücher im Unterricht untersagen. Sie sind kein religiöses Symbol, sondern ein politisches", zitierte die "Bild"-Zeitung Äußerungen Sarrazins auf einer Podiumsdiskussion

Berlin. Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD, Foto: ddp) und jetzige Bundesbank-Vorstand hat ein Kopftuchverbot in Schulen gefordert. "Ich würde Kopftücher im Unterricht untersagen. Sie sind kein religiöses Symbol, sondern ein politisches", zitierte die "Bild"-Zeitung Äußerungen Sarrazins auf einer Podiumsdiskussion. Er bezeichnete Kopftücher als "Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau". Bislang steht es Schülerinnen frei, Kopftücher zu tragen. Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth forderte gestern Sarrazins Entlassung aus dem Vorstand der Bundesbank. "Sarrazin ist in einem öffentlichen Amt längst nicht mehr zu rechtfertigen und gehört deshalb von der Bundesbank endlich gefeuert." Dagegen hält der CDU-Bildungsexperte Sascha Steuer die Forderung für richtig. In Schulen sei zu beobachten, dass immer mehr Schülerinnen Kopftuch trügen". Das zeige, dass die Integration vielerorts nicht gelinge. "Sarrazin ist ein gefährlicher Prediger", sagte das Präsidiumsmitglied der Islamkonferenz, Badr Mohammed. Er rief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, "diesen Kulturkampf so schnell wie möglich zu beenden". Leute wie Sarrazin würden "ständig Öl ins Feuer gießen und so zu einer Anti-Islam-Stimmung beitragen". Erst im Oktober hatte Sarrazin mit Äußerungen zur Integrationspolitik Empörung ausgelöst. Sarrazin hatte gesagt, er müsse niemanden anerkennen, der diesen Staat ablehne und ständig neue "kleine Kopftuchmädchen" produziere. dpa/ddpMeinung

Hemmungsloser Sprücheklopfer

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf Thilo Sarrazin mimt wieder einmal den unerschrockenen Provokateur. In Wirklichkeit setzt er sich hemmungslos auf Kosten einer Minderheit in Szene. Sarrazin torpediert alle Bemühungen um eine echte Integration. Denn ein gutes Miteinander verschiedener Kulturen kann sich nicht entwickeln, wenn die Mehrheitsgesellschaft die Verbotskeule auspackt. Junge Musliminnen würden sich durch eine staatliche Machtdemonstration nie und nimmer dazu bewegen lassen, sich auch kritisch mit der Kopftuch-Tradition auseinanderzusetzen. Das kann nur eine offene Diskussion im Unterricht, auf dem Schulhof und mit Freunden leisten.

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