Brutaler Angriff auf regierungskritischen russischen Journalisten

Moskau. Der russische politische Journalist Oleg Kaschin (Foto: dpa) ist vor seiner Wohnung in Moskau fast zu Tode geprügelt worden. Der 30 Jahre alte Reporter der liberalen Tageszeitung "Kommersant" musste wegen Knochenbrüchen am Kiefer, an Beinen und Fingern in ein künstliches Koma versetzt werden. Sein Zustand sei "stabil schwer", teilten die Ärzte gestern mit

Moskau. Der russische politische Journalist Oleg Kaschin (Foto: dpa) ist vor seiner Wohnung in Moskau fast zu Tode geprügelt worden. Der 30 Jahre alte Reporter der liberalen Tageszeitung "Kommersant" musste wegen Knochenbrüchen am Kiefer, an Beinen und Fingern in ein künstliches Koma versetzt werden. Sein Zustand sei "stabil schwer", teilten die Ärzte gestern mit. Nach dem Angriff unbekannter Täter vom Samstag ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes. Kaschin hatte immer wieder über Demokratiemängel in seinem Land geschrieben.

Kremlchef Dmitri Medwedew verurteilte die Tat und verlangte eine lückenlose Aufklärung. Es gebe Videoaufnahmen von dem Überfall dank der in Moskau weit verbreiteten Überwachungskameras auf den Straßen, teilten die Ermittler mit. Hinweise auf die Täter gab es zunächst aber keine.

Internationale Journalistenorganisationen warfen Russland vor, auch vier Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Reporterin Anna Politkowskaja solche Verbrechen nicht verhindern zu können. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ließ in Berlin mitteilen: "Dies ist ein trauriger Tag für Europa. Es gibt zu denken, dass die Serie politisch motivierter Anschläge auf Journalisten nicht abreißt." Russland steht im Ruf, Bluttaten an Journalisten und Bürgerrechtlern nicht aufzuklären.

"Die Täter müssen gefunden und bestraft werden", forderte Medwedew mit Nachdruck von den Justizbehörden. Er hatte zuvor überraschend ein umstrittenes Gesetz zur weiteren Einschränkung der Versammlungsfreiheit in Russland gestoppt.

Der Journalist Kaschin hatte zuletzt über eine der in Russland gegenwärtig am meisten diskutierten Umweltsünden geschrieben. Dabei ging es um einen Eichenwald in Chimki bei Moskau, der einer Autobahn weichen soll. "Dieses ungeheure Verbrechen hängt klar mit seinem Beruf zusammen", sagte "Kommersant"-Chefredakteur Michail Michajlin über den blutigen Anschlag. Die Zeitung wies darauf hin, dass die Arbeit von kritischen Reportern in Russland noch immer lebensbedrohlich sei. Allein in diesem Jahr seien acht Reporter getötet worden. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort