Boston-Bomber wollten später töten

Washington · Nach den Anschlägen von Boston kommen immer mehr Details ans Licht. Eigentlich habe man die Bomben erst am amerikanischen Nationalfeiertag zünden wollen, soll der überlebende Täter gesagt haben.

Die Attentäter von Boston haben Medienberichten zufolge ursprünglich am amerikanischen Nationalfeiertag zuschlagen wollen. Der inhaftierte Verdächtige Dschochar Zarnajew sagte nach Informationen der Zeitungen "Washington Post" und "New York Times" während eines Verhörs aus, mit seinem Bruder Tamerlan Selbstmordanschläge auf die Feiern zum 4. Juli geplant zu haben. Die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder hätten ihre Pläne geändert, nachdem sie mit dem Bombenbau schneller fertig gewesen waren als gedacht, berichteten die Zeitungen. Das Duo habe dann in Boston mögliche Anschlagsziele ausgekundschaftet und entschieden, während des Marathons am 15. April zuzuschlagen.

Bei dem Anschlag mit zwei in Rucksäcken versteckten Sprengsätzen wurden drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt. Der 26-jährige Tamerlan wurde nach dem Anschlag auf der Flucht getötet, der 19-jährige Dschochar schwer verletzt gefasst. Ihm droht bei einem Prozess vor einem Bundesgericht die Todesstrafe.

Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass die Bomben offenbar in dem kleinen Appartment gebaut wurden, in dem Tamerlan Zarnajew mit seiner Frau und der dreijährigen Tochter wohnte. Die Behörden untersuchen, ob die Ehefrau in die Pläne eingeweiht war. US-Medien berichteten, dass Familienmitglieder am Donnerstag die Leiche des älteren Bruders übernommen hätten. Ein im US-Bundesstaat Maryland lebender Onkel kümmere sich um die Beerdigung. Tamerlans Leiche befindet sich den Angaben zufolge in einem Bestattungsinstitut knapp 50 Kilometer südlich von Boston. Der mutmaßliche Bombenleger soll offenbar in Massachusetts begraben werden. Die in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan lebenden Eltern erklärten laut CNN, den Leichnam ihres Sohnes nicht überführen zu wollen.

Die Behörden haben die offizielle Todesursache noch nicht veröffentlicht. Tamerlan Zarnajew starb in der Nacht zum 19. April nach einer Verfolgungsjagd und Schießerei mit der Polizei. Der 26-Jährige wurde dabei offenbar von seinem jüngeren Bruder überfahren, der mit einem gestohlenen Auto fliehen wollte. Die Verwandten der Brüder kündigten an, mit einer eigenen Autopsie die Todesumstände zu klären.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Frage, wie es dazu kam, dass die Zarnajew-Brüder sich radikalisierten. Dabei nimmt die Bundespolizei vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr unter die Lupe. Die "New York Times" berichtete, das Brüderpaar habe im Internet Predigten von Anwar al-Awlaki angeschaut. Der radikalislamische US-Geistliche war im Jahr 2011 im Jemen bei einem Drohnenangriff getötet worden.

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