Blair rechnet mit Nachfolger Brown ab

London. Der frühere britische Premierminister Tony Blair (Foto: afp) hat seine Memoiren zu einer ungewöhnlich harschen Abrechnung mit Nachfolger Gordon Brown genutzt

London. Der frühere britische Premierminister Tony Blair (Foto: afp) hat seine Memoiren zu einer ungewöhnlich harschen Abrechnung mit Nachfolger Gordon Brown genutzt. Brown, der unter Blair jahrelang als Schatzkanzler gearbeitet und ihn 2007 schließlich aus dem Amt gedrängt hatte, sei "zeitweise unerträglich" gewesen, schreibt der 57-jährige Autor in seinem gestern veröffentlichten Buch. Die Memoiren erscheinen am 6. September in deutscher Sprache.Blair bescheinigt seinem Nachfolger, der im Mai 2010 bei den Parlamentswahlen aus dem Amt gewählt wurde, zwar große analytische Fähigkeiten, zum Teil sogar "Brillanz", aber auch "null emotionale Intelligenz". Indirekt gibt er Brown die Schuld an der Wahlniederlage der Labour-Partei im Mai. Das Brown-Lager bezeichnete das Buch umgehend als "einseitig".Die Memoiren Blairs mit dem Titel "A Journey" ("Eine Reise"), die er nach eigener Darstellung ohne Ghostwriter in dreijähriger Arbeit selbst niederschrieb, war in politischen Kreisen Großbritanniens seit Wochen mit Spannung erwartet worden. Blair hatte einen Teil seines Honorars in Höhe von mehr als vier Millionen Pfund (knapp fünf Millionen Euro), das ihm die Verlagsgruppe Random House schon vorab zugesichert hatte, gespendet. Es kommt einem Rehabilitationszentrum für kriegsversehrte britische Soldaten zugute.Der Andrang in den Buchläden war gestern nicht mit dem bei der Veröffentlichung von wirklichen Bestsellern vergleichbar. Einige Händler boten das Buch schon zum Start zur Hälfte des ursprünglich veranschlagten Verkaufspreises von 25 Pfund an.Die Beziehung zu Brown sei vor allem zum Ende seiner Zeit als Premierminister hin "ehrlich gesagt schwer, bis hin zu unmöglich" gewesen, sagte Blair in einem Interview mit der BBC. Es sei ihm immer klar gewesen, dass Brown als Premier "niemals funktionieren" werde. Er habe darüber nachgedacht, ihn schon als Schatzkanzler zu entlassen.Mit Blick auf seine Entscheidung für den Einsatz der Briten im Irakkrieg schrieb Blair, er habe "Qualen" ausgestanden, aber er halte den Entschluss nach wie vor für richtig. Den früheren US-Präsidenten George W. Bush bezeichnete er als einen Politiker, den er "verlässlicher als andere" erlebt habe. Blair gibt auch Einblicke in private Dinge, etwa seine Sorgen um möglicherweise zu hohen Alkoholkonsum. Er habe das Trinken aber letztlich unter Kontrolle gehabt. dpa

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