BKA-Chef will Migranten-Quote bei der Polizei

Berlin. Im Kampf gegen Rechtsextremismus in Deutschland fordert der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, eine Einstellungsquote für Polizisten mit Migrationshintergrund

Berlin. Im Kampf gegen Rechtsextremismus in Deutschland fordert der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, eine Einstellungsquote für Polizisten mit Migrationshintergrund. Mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln in der Polizei könnten die Beamten gegen fremdenfeindliche und rechtsextreme Tendenzen in der Bevölkerung sensibilisieren, sagte Ziercke gestern in Berlin auf einer SPD-Veranstaltung zum Jahrestag der Aufdeckung der Neonazi-Mordserie der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund. Auch die Aus- und Fortbildung müssten verbessert werden. Der BKA-Chef wies generelle Kritik zurück, wonach die Polizei "auf dem rechten Auge blind" sei. Es gebe hierzulande aber ein steigendes Potenzial des Rechtsextremismus. Nach vorläufigen BKA-Angaben gab es allein im ersten Halbjahr 8096 rechtsextrem motivierte Straftaten, darunter waren 354 Gewaltdelikte.Der Vorsitzende des Bundestags-Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden, Sebastian Edathy (SPD), beklagte gestern tiefsitzende Ressentiments gegen Zuwanderer im deutschen Sicherheitsapparat: "Wir haben es mit einem Struktur- und Mentalitätsproblem zu tun." Edathy betonte, dass in großen Teilen der Sicherheitsbehörden immer wieder hartnäckig geleugnet worden sei, dass es in Deutschland Rechtsterrorismus geben könne. "Wir brauchen mehr Sensibilität bei den Behörden", forderte er.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, haben die Vertuschungsversuche bei der Mordserie gezeigt, dass es ein "riesiges Rassismus-Problem" in Deutschland gebe: "Der Rechtsruck in der Gesellschaft ist kein Randthema, sondern eindeutig ein Thema der Mitte geworden."

Die NSU war vor einem Jahr entdeckt worden. Ihr werden zehn Morde an Einwanderern aus der Türkei und Griechenland sowie an einer Polizistin zur Last gelegt. Die Haupttäter, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, hatten sich am 4. November 2011 bei Eisenach in einem Wohnmobil erschossen. Gegen die Überlebende des Trios, Beate Zschäpe, soll in Kürze Anklage erhoben werden. , A 4: Meinung dpa/kna

Foto: daPD

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