Bischöfe einig über neue Leitlinien bei Missbrauch

Würzburg. Die katholischen Bischöfe haben sich gestern nach stundenlanger Beratung in Würzburg auf neue Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch durch Geistliche verständigt. Ob die Vorschriften die bisherigen Regeln verschärfen, wollte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, nicht sagen

Würzburg. Die katholischen Bischöfe haben sich gestern nach stundenlanger Beratung in Würzburg auf neue Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch durch Geistliche verständigt. Ob die Vorschriften die bisherigen Regeln verschärfen, wollte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, nicht sagen. Wie die überarbeiteten Leitlinien genau aussehen, will der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche, Bischof Stephan Ackermann (Foto: dpa), heute in einer Woche in Trier vorstellen. Bis dahin müsse der Text noch leicht überarbeitet werden, sagte Kopp.Angesichts der Missbrauchsskandale in Einrichtungen der katholischen Kirche hatte sich die DBK dazu entschieden, die 2002 gefassten Leitlinien zu überarbeiten. Mehrfach war der Ständige Rat der DBK - das sind alle 27 Diözesanbischöfe oder deren Vertreter - deshalb auch ins Exerzitienhaus Himmelspforten nach Würzburg gekommen. Wie Ackermann zuvor gesagt hatte, sollen die neuen Vorschriften von Herbst an gelten.

Strittig war zuletzt, ob es eine generelle Pflicht zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft geben soll. In den noch geltenden Vorschriften heißt es: "In erwiesenen Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger wird dem Verdächtigten zur Selbstanzeige geraten und ggf. das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft gesucht." Ansonsten solle je nach Sachlage die Staatsanwaltschaft informiert werden. Das verpflichtete die Kirchenverantwortlichen, nur bei einem erhärteten Verdacht und bei nicht-verjährten Fällen die Staatsanwaltschaft einzuschalten.

Pflicht zur Anzeige strittig

Im März hatte DBK-Sprecher Kopp jedoch gesagt: "Die Ergebnisse der Freisinger Bischofskonferenz werden in die Überarbeitung der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz einfließen." Bayerns Bischöfe hatten sich dazu entschieden, künftig jeden Verdachtsfall in ihrem Bistum auf sexuellen Missbrauch von Kindern der Staatsanwaltschaft zu melden. An diesem Beschluss wollte sich die DBK orientieren.Unklar war gestern, ob sich die Bischöfe auf finanzielle Leistungen für Missbrauchsopfer geeinigt haben. Außerdem verständigten sich die Bischöfe darauf, dass die Vorschriften nicht nur für Kleriker, sondern auch für Ordensangehörige und Mitarbeiter im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz gelten sollen.

Die evangelische Kirche hatte Ende Februar ihre Grundsätze für den Umgang mit Fällen von Pädophilie, sexuellem Missbrauch Minderjähriger und Kinderpornografie von 2002 noch einmal bestätigt. Bei Missbrauchsverdacht werden in der evangelischen Kirche betroffene kirchliche Mitarbeiter sofort suspendiert. Bei begründeten Anschuldigungen und Verdachtsmomenten wird Strafanzeige erstattet, wenn es noch keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gibt. dpa/kna

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