Bill Clinton legt ein feuriges Plädoyer für Obama ab

Charlotte, North Carolina. Die schwarze Rentnerin aus Ohio hat Mühe aufrecht zu stehen. Der Rücken macht nach einem harten Arbeitsleben nicht mehr mit. Doch nach dieser Rede hält sie nichts mehr auf dem Sitz. Aus voller Kehle stimmt sie in den ohrenbetäubenden Jubel ein, während sie sich mit einer Hand an ihren Holzstock klammert

Charlotte, North Carolina. Die schwarze Rentnerin aus Ohio hat Mühe aufrecht zu stehen. Der Rücken macht nach einem harten Arbeitsleben nicht mehr mit. Doch nach dieser Rede hält sie nichts mehr auf dem Sitz. Aus voller Kehle stimmt sie in den ohrenbetäubenden Jubel ein, während sie sich mit einer Hand an ihren Holzstock klammert. Unten auf der Bühne der "Time Warner Arena" in Charlotte liegen sich Bill Clinton und Barack Obama in den Armen. Sprichwörtlich. Clinton hat geliefert, worauf viele Delegierte gehofft hatten: eine detaillierte Verteidigung der Reformpolitik Barack Obamas und ein feuriges Plädoyer für eine weitere Amtszeit.

Die achte Rede vor einem Parteitag der Demokraten war vielleicht seine wichtigste. Langjährige Clinton-Beobachter wie Wolf Blitzer von CNN loben sie als seine Beste. Ins Detail verliebt, humorvoll und wie stets ein wenig zu lang. Mit 45 Minuten überzog der Hauptredner des zweiten Tags der "Democratic Convention" seiner zugestandene Zeit um mehr als das Doppelte. Auch das ist typisch Clinton, der sich sonst davor hütet, selbstverliebt in den 90er Jahren zu schwelgen. Punkt für Punkt listete Clinton die Errungenschaften der ersten Amtszeit auf. Von der Rettung der Automobilindustrie über die Verhinderung einer großen Depression bis hin zur Gesundheitsreform. "Kein Präsident, nicht ich, nicht irgendeiner meiner Vorgänger, hätten die ganzen Schäden in vier Jahren reparieren können," sagt Clinton und tritt damit überzogenen Erwartungen entgegen.

Geht es uns heute besser als vor vier Jahren, fragt Clinton die Delegierten, die mit einem donnernden "Yeah" antworten. "Ich weiß, dass wir besser dastehen, dank der Entscheidungen, die Präsident Obama getroffen hat." Clintons kraftvolles Plädoyer erlaubt es Präsident Obama, in seiner Rede den Blick nach vorn zu richten. Die Alternative, vor die der Amtsinhaber die Amerikaner stellen will, nahm Clinton vorweg. "Wenn Sie in einer ,Du-bist-für-dich-Alleine' oder ,Alles-für-den-Gewinner-Gesellschaft' leben wollen, sollten Sie die Republikaner wählen." Wer dagegen eine solidarische Gesellschaft befürworte, habe keine andere Wahl, als den Vertrag für Barack Obama um vier weitere Jahre zu verlängern.

In einer Premiere für amerikanische Parteitage nominierte Clinton als Ex-Präsident selber den Amtsinhaber zur Wiederwahl. Kurz nach Mitternacht erreichte Obama mit den Stimmen aus Ohio die notwendige Mehrheit. Nun steht er vor der Aufgabe, die Wähler davon zu überzeugen, dass er weitere vier Jahre im Weißen Haus verdient hat. sp

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