Bienen für den Bundestag
Berlin · Die Bienen sterben, deshalb wollen Bundestagsabgeordnete einen kleinen Beitrag leisten und eine Bienenkiste aufstellen. Doch Bundestagspräsident Norbert Lammert hat das Ansinnen nach SZ-Informationen abgelehnt.
Um die Bienen in Deutschland steht es wahrlich nicht gut. Etwa jedes fünfte Bienenvolk, so der Imkerverband kürzlich, hat den Winter nicht überlebt. Wissenschaftler beobachten schon lange das Sterben der Brummer in Schwarz und Gelb mit großer Sorge. Drei Ausschussvorsitzende des Deutschen Bundestages haben sich daher jetzt überlegt, mit der Aufstellung einer Bienenkiste einen kleinen Beitrag gegen den Trend zu leisten. Also beantragten sie bei Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU ), ein Bienenvolk im Parlamentsbereich anzusiedeln. Doch Lammert ist von der Idee alles andere als begeistert.
Martin Burkert (SPD ), Chef des Verkehrsausschusses, Bärbel Höhn (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses, und Andreas Jung (CDU ), Vorsitzender des parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung, hatten Mitte März die Bienen-Initiative gemeinsam auf den Weg gebracht. Und das gut durchdacht: Die Kiste für die Insekten sollte im Innenhof vor dem Ausschusssaal E 600 des Paul-Löbe-Hauses aufgestellt werden. Die Betreuung der Bienen erfolge durch einen fachkundigen Imker, so die Drei in einem Schreiben an Lammert. "Eine Gefährdung der Mitarbeiter in den umliegenden Büros besteht nach unserer eingeholten Fachmeinung nicht."
Um ganz sicher zu gehen, ließ man einen Experten der Freien Universität Berlin den vorgeschlagenen Standort begutachten. Sein Urteil: alles kein Problem. Bienen seien zudem auf Nektar fixiert, "daher sind Butterbrote oder Kuchenstücke in den umliegenden Büros uninteressant für sie". Auch führten die Initiatoren an, dass es im Landtag von Rheinland-Pfalz schon seit Jahren aufgestellte Bienenvölker gebe. "Seit vier Jahren gab es dort keine Stiche oder Beschwerden." Und: Völker seien ebenfalls auf einigen Landesministerien zu finden, sogar beim Schloss Bellevue . Überall gebe es nur "positive Erfahrungen".
Doch überzeugt hat das alles Bundestagspräsident Lammert bisher nicht. Nach Informationen unserer Zeitung hat er das Ansinnen inzwischen schriftlich abgelehnt. Eine "artgerecht Haltung" sei nicht möglich, allein schon wegen der Luftwirbel durch die Belüftungsanlagen des Bundestages, argumentiert er unter anderem. Die Abgeordneten hoffen nun, dass der Bundestagspräsident sein Herz für Bienen doch noch entdeckt - locker lassen wollen sie nicht.