Bewaffnete marschieren auf Krim-Flughafen

Kiew/Moskau · Die Lage auf der Krim wird immer brenzliger. Bewaffnete besetzten vorübergehend einen Flughafen. Dann landeten offenbar russische Soldaten auf der Halbinsel. Der abgesetzte Präsident Janukowitsch bekräftigte indessen seinen Machtanspruch.

Kiew und Moskau sind weiter auf einem gefährlichen Konfrontationskurs um die Halbinsel Krim. Das ukrainische Parlament forderte den Nachbarn Russland gestern in einem scharfen Appell auf, alle Handlungen zu unterlassen, die die territoriale Einheit des Landes gefährdeten. In der Nacht zu Freitag waren etwa 50 bewaffnete und uniformierte Männer in Geländewagen ohne Kennzeichen sowie mit russischen Fahnen auf dem Krim-Flughafen Simferopol aufmarschiert. Gestern Abend landeten laut einem Regierungsvertreter rund 2000 russische Soldaten auf einer Militärbasis nahe der Regionalhauptstadt. Der Sondergesandte auf der Krim, Sergej Kunizyn, sprach von einer "bewaffneten Invasion". Kurz zuvor hatte das ukrainische Außenministerium offiziell Protest gegen die "Verletzung des Luftraums" der Ukraine durch Russland eingelegt.

Russische Abgeordnete heizten die Diskussion über eine Abspaltung der Krim von der Ukraine mit einem Gesetzentwurf weiter an. Künftig soll bereits ein Referendum und nicht wie bisher ein völkerrechtlicher Vertrag genügen, damit sich ein fremdes Land oder Landesteil Russland anschließen kann, heißt es in dem Entwurf. Die mehrheitlich von Russen bewohnte Autonome Republik Krim hat für den 25. Mai ein Referendum über ihre Zukunft angesetzt. An diesem Tag wird in der Ukraine auch ein neuer Präsident gewählt.

Der Zwischenfall auf dem Flughafen Simferopol dauerte nicht lange, die bewaffneten Männer zogen sich nach kurzer Zeit wieder zurück. Am Mittag sagte der Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Andrej Parubij, die ukrainische Regierung habe volle Kontrolle über die Krim-Flughäfen. Nach dem Vorfall entließ Übergangspräsident Alexander Turtschinow Generalstabschef Juri Iljin.

Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow warf Russland militärische Einmischung vor. Moskau verletze "alle internationalen Verträge und Normen". Awakow behauptete, mehr als 100 russische Soldaten seien auf dem Flughafen aufgetaucht. Zudem würden Angehörige der auf der Krim stationierten russischen Schwarzmeerflotte den Airport der Stadt Sewastopol blockieren. Ein Sprecher der Schwarzmeerflotte wies die Vorwürfe zurück.

Knapp eine Woche nach seiner Entmachtung trat indessen Viktor Janukowitsch erstmals in seinem Exil in Russland an die Öffentlichkeit. Bei einer Pressekonferenz in Rostow am Don bekräftigte er seine Ansicht, er sei rechtmäßiger Präsident des Landes und wolle weiter um sein Land kämpfen. Zugleich warnte er vor einem Blutvergießen auf der Krim. Was jetzt dort geschehe, sei eine "natürliche Reaktion" auf die Machtergreifung durch "Banditen" in Kiew, sagte Janukowitsch. Die Krim solle mit einer erweiterten Autonomie im Bestand der Ukraine bleiben.

Derweil liegen seit gestern Millionenvermögen von Janukowitsch und seinen Gefolgsleuten im Ausland auf Eis: Die Schweiz, Österreich und Liechtenstein ordneten die Sperrung von jeweils zwischen 18 und 20 Konten an. Zudem eröffnete die Staatsanwaltschaft der Eidgenossenschaft gegen Janukowitsch und dessen Sohn Alexander Strafverfahren wegen des Verdachts der "schweren Geldwäsche".

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