Besuch in der „Hölle von Verdun“

Fleury-devant-Douaumont · Zwei Jahre dauerte die Renovierung der Gedenkstätte von Verdun. Das neue Konzept bleibt der eigenen Geschichte des Museums treu, versucht aber auch durch moderne Darstellungsformen das Unerklärliche zu erklären.

 Diese im Memorial ausgestellte Dienstmütze gehörte General de Castelnau. Fotos: Museum

Diese im Memorial ausgestellte Dienstmütze gehörte General de Castelnau. Fotos: Museum

 Solche Stahlhelme trugen die deutschen Soldaten bei der Verdun-Offensive.

Solche Stahlhelme trugen die deutschen Soldaten bei der Verdun-Offensive.

Größer, moderner und dennoch schlicht gehalten: Das Gedenkmuseum in Fleury-devant-Douaumont , das an die Schlacht von Verdun erinnert, wurde nicht nur optisch neu gestaltet. Auch die inhaltliche Konzeption ist eine andere. Als die Gedenkstätte Ende der 1960er Jahre entstand, trafen sich hier französische Veteranen , um ihren an der Front verstorbenen Kameraden zu gedenken. Mit dem Tod des letzten "Poilu", wie die Veteranen des Ersten Weltkriegs in Frankreich genannt wurden, im Jahr 2008 kam dem Memorial aber eine neue Bedeutung zu.

Um einer Generation, die keinen direkten Bezug zu der "Hölle von Verdun" mehr hat, das Unerklärliche zu erklären, wurde das Innere komplett erneuert. Nach fast zwei Jahren Bauarbeiten, die 12,5 Millionen Euro gekostet haben, ist aus einer französischen Gedenkstätte ein modernes Museum geworden - für den bittersten Kampf in der deutsch-französischen Geschichte. Durch die dunkel gehaltenen Räume im Erdgeschoss wandert der Besucher auf den Spuren der Fußtruppen.

Hier im Schützengraben dreht sich alles um die täglichen Bedürfnisse der Soldaten: Was kann ich essen? Trinken? Wie funktioniert meine Waffe? Wie kann ich mich orientieren und vor dem Feind verstecken? Erzählt wird das durch in Schaukästen liegende Exponate vom Schlachtfeld von Verdun, aber auch in Hörboxen, in denen Aussagen von Soldaten vorgelesen werden. "Die meisten Exponate wurden dem Museum von Familien vermacht, andere wurden uns von Museen weltweit zur Verfügung gestellt", erklärt Kuratorin Edith Desrousseaux. Ihr sei es wichtig gewesen, dem bisherigen Überangebot an französischen Objekten entgegenzuwirken und Platz für Exponate der deutschen Leidensgenossen zu schaffen. "Gezeigt wird im renovierten Museum nicht mehr nur der französische Soldat, sondern der Soldat von Verdun - egal, auf welcher Seite der Kampflinie er stand. Das ist die größte inhaltliche Veränderung", betont Museumsdirektor Thierry Hubscher.

Neben Helmen, Fahrtbüchern und Uniformfetzen spielen auch die multimedialen Installationen eine große pädagogische Rolle in der Ausstellung. Bemerkenswert ist unter anderem eine Videoshow, in der die historischen Gefechtskarten auf ein Geländemodell mit Bodenrelief projiziert werden. So kann der Besucher alle Etappen der Schlacht verfolgen - und zum Beispiel erleben, wie der ehemalige Bahnhof von Fleury mehr als 20 Mal erobert und zurückerobert wurde. Wie dicht beieinander Hoffnung und Verzweiflung liegen, wird am besten in der gewölbten "Krypta" erlebbar. In den unzähligen Briefen von der Front erzählen Soldaten von ihrer panischen Angst, durch die Giftgase zu sterben, andere von ihrer festen Überzeugung, die blutigen Kämpfe zu überleben. Ein Stockwerk höher ändert sich die Perspektive. Der Besucher verlässt die Frontlinie und befindet sich nun in der Welt der Artillerie, des Führungsstabs und der Lazarette. Das Herzstück des Museums ist zweifelsohne der riesige Turm mit Videobildern, der sich durch beide Stockwerke erstreckt und Kämpfer in der zur Falle gewordenen Erde zeigt. Zwei Seitenflügel wurden ausgebaut. Dort finden eine Feldhaubitze und weitere große Artillerie-Fahrzeuge Platz. Auch gibt es ein helles Dachgeschoss mit Terrasse und Blick auf die stille, tote Waldlandschaft des ehemaligen Schlachtfelds. Damit wurde das Museum um rund 1900 Quadratmeter erweitert. Das Museum ist ab Montag, 22. Februar, für Besucher geöffnet. Für den Rundgang durch die Dauerausstellung (auch auf Deutsch und Englisch) sollte man knapp zwei Stunden einplanen.

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