Berlin verärgert Euro-Partner mit harter Haltung zu Griechenland

Brüssel/Berlin · Berlin pokert hoch beim Ringen um die Rettung der Griechen vor der Staatspleite: Die Kanzlerin und ihr Finanzminister zeigten in den Verhandlungen Zähne. Dafür müssen sie böse Kritik einstecken – nicht nur im Ausland.

Letzte Chance für Athen oder Zerreißprobe für Euroland: Mit harten Bandagen haben die Euro-Staats- und Regierungschefs bis in die Nacht über Griechenlands Zukunft verhandelt. Kanzlerin Angela Merkel warnte den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras , mit ihr werde es "keine Einigung um jeden Preis" geben. Zuletzt seien "Vertrauen und Verlässlichkeit" verloren gegangen. Zuvor hatte ein Papier von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble für Irritationen gesorgt, das ein mindestens fünfjähriges Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone vorschlägt, falls Athen nicht einlenkt.

Damit setzte sich Deutschland an die Spitze der Länder, die den griechischen Angeboten skeptisch gegenüberstehen. Auch andere Gipfelteilnehmer machten klar, dass ein Grexit nur abgewendet werde, wenn Tsipras die verschärften Forderungen der Geldgeber akzeptiere. Dagegen kam vor allem aus Frankreich Unterstützung für die griechische Regierung. Er werde "alles tun", um einen Kompromiss zu erreichen, sagte Präsident François Hollande .

Die harte Haltung Berlins rief scharfe Kritik hervor. "Wenn Deutschland es auf einen Grexit anlegt, provoziert es einen tiefgreifenden Konflikt mit Frankreich", sagte Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn . "Das wäre eine Katastrophe für Europa." Italiens Premier Matteo Renzi erklärte: "In Richtung Deutschland sage ich: Jetzt reicht's." Auch in Deutschland gab es Kritik an Schäubles Vorstoß. Grüne und Linke, aber auch Teile der SPD wandten sich gegen den "Grexit-Plan".

Derweil wurde klar, dass Athen mehr Geld braucht als bislang angenommen. In ihrem Vorschlag für den Euro-Gipfel verwiesen die Finanzminister auf einen Bedarf bis zu 86 Milliarden Euro für die nächsten drei J ahre. Bisher war von maximal 82 Milliarden die Rede. Bereits bis Mitte August braucht Athen zwölf Milliarden . > e, Meinung

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