Berlin rollt Mr. Bush den roten Teppich aus

Berlin · Gelingt ihm das Weiße-Haus-Triple für die umstrittene Bush-Familie? Jeb Bush, republikanischer Präsidentschaftsbewerber in spe, wird bei seinem Berlin-Besuch der rote Teppich ausgerollt.

Zwei Worte und ein paar Zahlen stehen auf der Webseite, die viele Amerikaner elektrisieren: "Coming Soon" (in Kürze mehr). Schemenhaft ist ein Sternenbanner zu sehen, dazu sind das Datum 15. Juni 2015 und ein Bild von Jeb Bush im Profil eingeblendet. Er schaut durch die randlose Brille ins Scheinwerferlicht nach oben - in eine strahlende Zukunft? Schafft er es als Dritter aus der Bush-Dynastie ins Weiße Haus - nach Vater George H. W. und seinem Bruder George W.? Der Papa war die Nr. 41, der Bruder die Nr. 43 - John Ellis "Jeb" Bush wäre der 45. Präsident der Vereinigten Staaten.

Der Internet-Auftritt verrät, dass Bush am Montag sein Schweigen brechen will. An einem College in Miami soll seine Präsidentschaftskandidatur offiziell werden. Zuvor hat er Koffer gepackt. Seine Berater schicken den Ex-Gouverneur von Florida auf Europa-Tour nach Deutschland, Polen und Estland. Wer eine Weltmacht anführen will, muss außenpolitisch beschlagen sein. Gestern kam der 62-Jährige, der Spanisch spricht und mit einer Mexikanerin verheiratet ist, nach Berlin . Dort wurde Bush der rote Teppich ausgerollt. Rund um eine große Konferenz des CDU-nahen Wirtschaftsrates, wo er eine Rede hielt, waren Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD ) avisiert. Das ist bemerkenswert. Bush hat kein Amt. Er ist Privatmann, aber eben einer mit einem großen Namen. Die Chance, mit einem möglichen nächsten US-Präsidenten zu reden, wollte sich wohl keiner entgehen lassen. Umgekehrt bekam Bush für seine Webseite schöne Bilder vom Händeschütteln mit der Kanzlerin.

In Berlin lobte Jeb Bush ausdrücklich den Kurs der Bundesregierung bei der Sanierung der Staatskassen. "Andere Regierungen können von der deutschen Fiskalpolitik lernen", sagte er bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsrates der CDU . Dies sei eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges Wachstum. Nach der weltweiten Finanzkrise sei die Versuchung groß, staatliche Ausgaben zu erhöhen und Reformen zu verzögern.

Barack Obama durfte damals 2008 als Bewerber ums Präsidentenamt nicht vor dem Brandenburger Tor reden - Merkel sorgte sich, das hätte als Parteinahme missverstanden werden können. Bei Treffen von Ministern mit Bush hat die Regierung keine Bauchschmerzen: "Da spricht nichts dagegen. Der Wunsch kam von Herrn Bush, wir sind dem sehr gerne nachgekommen", sagt ein Sprecher Schäubles. Steinmeier und das Kanzleramt schließen sich dieser Sicht an. Bush muss in Sachen Außen- und Sicherheitspolitik rasch dazulernen. Sollte er wirklich Kandidat der Republikaner werden, bei denen schon zehn Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen haben, könnte es auf ein Duell mit der Demokratin Hillary Clinton (67) hinauslaufen.

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