Begriff "Herdprämie"ist diskriminierend

Streit um das Betreuungsgeld · Begriff "Herdprämie"ist diskriminierendZur Meinung "Im Schlaraffen- land" (SZ vom 6./7. Juni) von Bernard Bernarding und anderen Texten zum Betreuungsgeld Die kindliche Entwicklung in den ersten drei Jahren ist nun mal von der Mutter am Besten gewährleistet und kaum zu ersetzen

 An der Diskussion, ob ein Betreuungsgeld für Eltern, die ihr Kind in den ersten Lebensjahren daheim erziehen, gut oder schlecht ist, beteiligen sich auch SZ-Leser rege. Foto: Hildenbrand/dpa

An der Diskussion, ob ein Betreuungsgeld für Eltern, die ihr Kind in den ersten Lebensjahren daheim erziehen, gut oder schlecht ist, beteiligen sich auch SZ-Leser rege. Foto: Hildenbrand/dpa

Begriff "Herdprämie"

ist diskriminierend

Zur Meinung "Im Schlaraffen- land" (SZ vom 6./7. Juni) von Bernard Bernarding und anderen Texten zum Betreuungsgeld

Die kindliche Entwicklung in den ersten drei Jahren ist nun mal von der Mutter am Besten gewährleistet und kaum zu ersetzen. So sollte auch die Wahlfreiheit in den ersten drei Jahren den Eltern überlassen bleiben. Der Begriff "Herdprämie" für das Betreuungsgeld ist deshalb für verantwortungsvolle Eltern mehr als diskriminierend. Gerade junge Familien, die sich ganz bewusst um ihre kleinen Kinder kümmern wollen, reagieren zu recht allergisch auf solche Verunglimpfungen.

Alois Ohsiek, Oberwürzbach

Schutz der Kinder

muss Vorrang haben

Das so genannte Betreuungsgeld muss man nicht so scharf kommentieren. Natürlich geht es beim Aushandeln um Parteitaktik, und natürlich ist kein Geld dafür da, weil es für angeblich Wichtigeres schon verplant ist. Nach dem Wohl des Kindes wird aber wenig oder einseitig gefragt. Ein Kind von ein bis drei oder vier Jahren für Stunden oder den ganzen Tag von der Mutter zu trennen, weil die Geld verdienen muss oder will, ist jedenfalls unnatürlich. Vielleicht ist es sogar psychisch und emotional schwach oder gar krankmachend. Ein kleines Kind braucht ständig die Mutter als Basis, wo absoluter Schutz, Bestätigung, Sicherheit und Rückhalt einfach da sind. Auch wenn das Betreuungsgeld nicht für alle Situationen passt, so ist es doch ein Schritt in die richtige Richtung.

Rudolf Müller, Neunkirchen

Ideologische

Scheuklappen

In Deutschland tobt ein Kampf über die beste Form frühkindlicher Erziehung, der losgetreten wurde durch den Koalitionsbeschluss zur Einführung eines Betreuungsgeldes für Eltern, die ihre Kinder in den ersten Lebensjahren selbst erziehen wollen, anstatt sie in öffentliche Betreuungsinstitutionen zu geben. Beide Seiten werfen sich wechselseitig ideologische Scheuklappen vor, wobei in der politischen und journalistischen Arena das Betreuungsgeld mit zum Teil die Mütter beleidigenden Aussagen abgelehnt wird. Wer das Wort "Herdprämie" benutzt, der argumentiert nicht mehr sachlich, sondern will herabsetzen. Dabei ist die "Pflege" der leiblichen Kinder von Seiten ihrer Mütter doch eigentlich von der Natur her sehr viel näher liegend.

Paul Meilgen, Kleinblittersdorf

"Alte Rollenmuster"

sind nicht verwerflich

Ich gehöre nicht zu den Empfängerinnen von Betreuungsgeld. Die einseitige Darstellung ärgert mich aber maßlos. Als meine Mutter, Jahrgang 1919, 1960 wieder eine berufliche Tätigkeit aufnahm (die Kinder waren weit über das "Krippenalter" hinaus), musste sie sich oft fast dafür entschuldigen. Heute ist es umgekehrt. Wer sich dafür entscheidet, sein Kind bis zum Eintritt in den Kindergarten selbst zu betreuen, wird als "konservativ" beschimpft. Es scheint für die Gegner unvorstellbar zu sein, dass eine Frau sich bewusst für diese Mutterrolle (ich wage das Wort zu schreiben) entscheidet. Wieso sind "alte Rollenmuster" prinzipiell verwerflich? Nicht jedes Kleinkind steckt eine frühe außerhäusliche Betreuung, mit allem, was organisatorisch dazu gehört, so einfach weg. Laut Grundgesetz sind Pflege und Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern, dann sollen sie auch frei entscheiden, ohne Druck.

Ursula Strauss,

Rilchingen-Hanweiler

Gratulation zur

gelungenen Parodie

Zunächst einmal will ich Herrn Bernarding gratulieren zu seiner gelungenen Parodie eines rot-grünen Stammtischpolitikers. Zu Rot-Grün zähle ich auch viele von der CDU, denn die Unterschiede sind höchstens noch graduell, nicht nur bei diesem Thema. Der Autor schreibt von einer Steuerverschwendung gegen den Willen der Bevölkerung. Seltsam, dass bei der mehrheitlich abgelehnten sogenannten Eurorettung, wo mehr als das Zehnfache an Steuergeldern schon verramscht wurde, dieses Argument in den so liberalen und kritischen Medien nicht auftaucht. Ist es nicht so, dass der Staat Geld spart, wenn mehr Eltern ihre Kinder zu Hause erziehen, nicht nur betreuen wie in der Kita, wie der Autor schreibt?

Hans-Peter Stolz, Blieskastel

Hut ab vor

Frau Merkel

Ich bekenne mich schuldig; ich bin eine jener konservativen Frauen, die Herr Bernarding als "Anachronismus" belächelt. Entgegen dem gesellschaftlichen Mainstream lautet meine Meinung daher: Hut ab vor Frau Merkel, weil sie trotz aller Anfeindungen an ihren Plänen zum Betreuungsgeld festhält. Warum? Weil das Betreuungsgeld prinzipiell ein wichtiges und richtiges Signal zur Stärkung des Erziehungsauftrages der Eltern darstellt. Sabine Schweitzer, Quierschied

Offensichtlich fehlen

Kindertagesstätten

Mit Erstaunen lese ich vom Segen des Betreuungsgeldes, das per Machtwort der Bundeskanzlerin trotz aller Widerstände logisch denkender Mitmenschen durchgesetzt wurde. Wohl, weil die CSU in Bayern ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat und nicht genügend Kitas vorhanden sind, um dem heutigen Anspruch gerecht zu werden. Lediglich das Saarland landet noch einen Platz hinter den Bayern. So ist es zum Beispiel nicht möglich, für unsere Enkelin in Saarbrücken einen Kita-Platz zu bekommen, obwohl sie quasi kurz nach ihrer Zeugung bereits an mehreren Kindertagesstätten angemeldet wurde. Unsere Tochter wird nun ihr Referendariat fortsetzen müssen. Auch der Schwiegersohn steckt in der gleichen Klemme. Jetzt haben die beiden die Wahl, zu Hause zu bleiben und Hartz IV zu beziehen, oder sich eine Tagesmutter zu suchen, die sie niemals bezahlen können. Mein Rat an Frauen und Mütter: Lasst Euch nicht weiter "verarschen"!

Ernst Brill, St. Wendel-Bubach

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort