Beflügelt nach South Carolina

Manchester. Der Wahlsieger hat es eilig. "Heute Nacht feiern wir. Morgen geht es zurück an die Arbeit", ruft er seinen Anhängern zu, die ihm auf dem Campus der "Southern New Hampshire"-Universität in Manchester zujubeln

Manchester. Der Wahlsieger hat es eilig. "Heute Nacht feiern wir. Morgen geht es zurück an die Arbeit", ruft er seinen Anhängern zu, die ihm auf dem Campus der "Southern New Hampshire"-Universität in Manchester zujubeln. "Mitt, Mitt, Mitt", schallt es durch den Raum, während hinter ihm weiße Papptafeln hochgehen, auf denen das stilisierte "R" in Romney einige an das Logo einer Edelkarosse erinnert. "Heute Nacht haben wir Geschichte geschrieben", freut sich der Kandidat, der als erster Republikaner sowohl in Iowa als auch im Granitstaat New Hampshire vorn lag. Romney weiß, dass er nicht viel Zeit hat, sich im Glanz des 39-Prozent-Sieges zu sonnen. Schließlich hatte er hier ein Heimspiel. Unabhängige Analysten meinen, der Kandidat habe mit dem durchschnittlichen Ergebnis nicht mehr als einen Pflichtsieg herausgeholt.Mit 23 Prozent der Stimmen ging der Libertäre Ron Paul als Zweiter über die Ziellinie, gefolgt vom moderaten Jon Huntsman mit 17 Prozent. Die beiden Konservativen Rick Santorum und Newt Gingrich, die den rechten Flügel hinter sich zu einen versuchen, erzielten in dem moderaten Bundesstaat jeweils knapp zehn Prozent der Stimmen. Das sei für Romney "die bessere Nachricht" als sein Sieg, meint Steve Schmitt, der vor vier Jahren John McCains Wahlkampf organisierte.

"Trotz der beiden großartigen Siege wird das noch eine Ochsentour", warnt der ehemalige Gouverneur von New Hampshire und Romney-Unterstützer John Sununu. Verantwortlich dafür seien die neuen Regeln für die proportionale Vergabe der Delegiertenstimmen und die enormen Geldsummen privater Sponsoren, die ungebremst in den Wahlkampf strömen. "Das wird länger dauern, als die Medien denken."

Ein kurzer Blick auf den Stand des Delegierten-Zählers veranschaulicht das. Nach dem Doppelsieg von Iowa und New Hampshire hat sich Romney gerade einmal 16 der 1144 nötigen Delegierten für eine Mehrheit beim endgültigen Wahlparteitag gesichert. Viel bedeutender für den Spitzenreiter ist der Rückenwind, der seinen Wahlkampf im nächsten Bundesstaat beflügeln kann. Ohne Zeit zu verlieren, landete der Privatflieger Romneys gestern in South Carolina, wo im Äther schon unerbittlich Krieg geführt wird. Christliche Fundamentalisten und Tea-Party-Anhänger, die hier bei den Vorwahlen anders als in New Hampshire mit 60 Prozent die Mehrheit der Wähler stellen, trauen dem Mormonen mit dem Wendehals-Stigma nicht über den Weg.

Sehr zur Freude von Barack Obamas Wahlkampfplanern helfen Newt Gingrich und Rick Perry, Romney als von gewöhnlichen Amerikanern entrückten Country-Club-Politiker zu definieren. Dank einer Großspende von fünf Millionen Dollar überzieht Gingrich South Carolina mit einer Negativ-Kampagne, in der Romney als skrupelloser Profitmacher dargestellt wird. Er habe in seiner Zeit als Unternehmensberater marode Firmen aufgekauft, Arbeiter und Angestellte entlassen - und beim anschließenden Verkauf satte Gewinne eingestrichen. Das bettelarme South Carolina bleibt nach Ansicht vieler Experten die letzte Chance, einen Durchmarsch des von den Konservativen ungeliebten Romney zu stoppen.

saarbruecker-zeitung.de/

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Meinung

Am Ende

nur Verlierer?

Von SZ-KorrespondentThomas Spang

Die Republikaner verwandeln South Carolina in ein Schlachtfeld, auf dem der Bürgerkrieg zwischen christlichen Fundamentalisten, Tea-Party-Anhängern und Country-Club-Konservativen entschieden wird. In den zehn Tagen bis zur Vorwahl drohen die Konservativen ein Blutbad untereinander anzurichten, aus dem am Ende nur Verlierer hervorgehen. Falls Gingrich und Co. in South Carolina ihr gesamtes Arsenal abfeuern, um den ehemaligen Chef eines Investmenthauses zu einer Heuschrecke zu machen, wird Romney dies im Falle einer Präsidentschaftsnominierung sehr schaden. Selbst wenn er das rechte Sperrfeuer in South Carolina übersteht und vielleicht sogar die Oberhand behält, weil sich Fundamentale und Tea Party nicht auf einen einzigen "Nicht-Romney" verständigen können, muss der Favorit einen Wahlsieg hier teuer erkaufen.

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