Bayerns FDP will Strauß-Flughafen umbenennen

München · Fast eine halbe Million D-Mark soll Franz Josef Strauß an Bestechungsgeldern von großen Firmen angenommen haben. Die bayerische FDP will ihn nicht mehr als Namenspatron für den Münchener Flughafen.

Zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß rüttelt die bayerische Opposition an seinem Andenken. Nach neuen Enthüllungen über Korruptionsvorwürfe hat die bayerische FDP gefordert, den Münchener Flughafen "Franz Josef Strauß" umzubenennen. Der frühere Ministerpräsident sei schon immer ein fragwürdiger Namenspatron für Münchens "Tor zur Welt" gewesen, erklärte Landeschef Albert Duin gestern. Der Flughafen solle nicht den Namen eines "macht arroganten Gauners" tragen.

Sollte sich der Verdacht "definitiv" bestätigen, Strauß habe zu Lebzeiten Bestechungsgelder großer Firmen angenommen, gehöre die Überprüfung des Namenspatronats für den zweitgrößten deutschen Airport "auf die Tagesordnung", erklärte die Generalsekretärin der bayerischen SPD , Natascha Kohnen. Laut "Spiegel" hat Strauß zwischen 1964 und 1968 fast eine halbe Million D-Mark kassiert.

Zu seinem in diesem Jahr begangenen 100. Geburtstag blendeten die Konservativen allzu gerne die "skandalösen Kapitel" im Leben des 1988 verstorbenen Strauß aus, so SPD-Politikerin Kohnen. Vor dem Hintergrund der neuen Recherche-Ergebnisse sei aber ein "aufklärerischer und transparenter Umgang der CSU gegenüber Strauß" fällig. Auch die CSU verlange von anderen Parteien lautstark die Aufarbeitung der eigenen Geschichte, so die SPD-Politikerin.

Strauß' "Verfehlungen" seien "mindestens so zahlreich wie seine Verdienste", sagte FDP-Chef Duin. Der Vorsitzende der nicht im Landtag vertretenen bayerischen Liberalen schlug vor, den Flughafen nach der Münchener Sozialpolitikerin Luise Kiesselbach zu benennen, die "im Gegensatz zu Strauß ein Vorbild und eine integre Persönlichkeit" gewesen sei. Die in Hanau geborene Kiesselbach (1863-1929) war Münchener Armenpflegerin, Stadträtin für die FDP-Vorgängerpartei DDP, Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin. Wegen ihres Engagements erhielt sie in der bayerischen Landeshauptstadt den Beinamen "Stadtmutter".

Der Münchner Flughafen wurde 1992 eröffnet. Der Beiname "Franz Josef Strauß" ist zwar geläufig, wird aber in offiziellen Dokumenten der Betreibergesellschaft nicht verwendet.

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