Klimafreundliche Mobilität „Mit dem Rad geht es oft schneller als mit dem Auto“

Das Vorstandsmitglied des ADFC Saar sieht Fortschritte für Radfahrer im Saarland. Was E-Scooter betrifft, ist der Verkehrsexperte eher skeptisch.

 Axel Birtel, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Saar

Axel Birtel, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Saar

Foto: Axel Birtel/AXEL BIRTEL

Herr Birtel, mit zwei Prozent ist der Anteil derjenigen, die im Saarland das Fahrrad täglich nutzen, sehr gering. Gleichzeitig sind die Alternativen zum Auto in aller Munde. Wie viel des Weges liegt noch vor uns, um vom Autoland wegzukommen?

BIRTEL Wir haben noch sehr viel vor uns. Das Saarland ist voll auf Autofahren programmiert. Touristisch gesehen haben wir ein beachtlich ausgebautes Radnetz, aber der Alltagsradfahrer hat die Radwege nicht unbedingt dort, wo er sie braucht. Wir werden nicht umhinkommen, beim Straßenbau darauf zu achten, dass Radfahrer ausreichend berücksichtigt werden.

Werden sie das noch nicht?

BIRTEL Wir werden von den zuständigen Behörden, sprich Verkehrsministerium und Landesbetrieb für Straßenbau, seit zwei Jahren stärker zu Rate gezogen, wenn es darum geht, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer aufeinander abzustimmen.

Bedeutet mehr Platz für Alltagsradler weniger Platz für Autofahrer?

BIRTEL Nicht zwangsläufig.

Es müssen also keine Parkplätze wegfallen?

BIRTEL Nein. Viele Straßen sind breiter, als sie für die Verkehrslast gebraucht werden. Wenn man auf der rechten oder linken Seite einen Fahrradstreifen abtrennt, dann ist das überhaupt nicht nachteilig.

Dort könnten dann aber auch Autos stehen.

BIRTEL Ja, könnten. Aber man darf nicht alle Parkplätze wegnehmen. Autofahrer brauchen auch eine Möglichkeit, um ihr Auto abzustellen.

Aber einige Parkplätze werden doch weichen müssen, oder?

BIRTEL Es wird nicht funktionieren, ohne dem Autoverkehr etwas wegzunehmen.

Was bringen uns so viele Radwege, wenn keiner aufs Rad steigen will?

BIRTEL Die Saarländer werden, das ist meine persönliche Einschätzung, in Zukunft mehr zum Rad greifen. Bei kurzen Wegen bis drei, vier Kilometer ist man heute damit schneller unterwegs als mit dem Auto. Ich kann Ihnen beschreiben, was ich heute Morgen absolviert habe.

Sehr gerne.

BIRTEL Ich war beim Hausarzt, Luftlinie anderthalb Kilometer, habe das Rad vor der Praxis abgestellt. Mit dem Auto hätte ich 50 oder 100 Meter weiter einen Parkplatz suchen müssen. Dann musste ich noch weiter zum Optiker, wegen einer Baustelle hätte ich mit dem Auto einen Riesenumweg fahren müssen. Fazit: Ich kann meine Geschäfte mit dem Rad oft wesentlich schneller erledigen.

Sie würden das aber jetzt nicht so begeistert erzählen, wenn es draußen gehagelt hätte.

BIRTEL Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.

Was halten Sie von E-Scootern?

BIRTEL Das muss man abwarten. Sie brauchen eine entsprechende Infrastruktur. Es ist jedenfalls richtig, dass E-Scooter nicht auf Fußwegen fahren dürfen. Ich kann sie mir im Saarland auch nur in den Städten vorstellen, auf dem Land wird man sie kaum nutzen.

Würden Sie sich einen anschaffen?

  Autoexzesse angekreidet: Anfang Juli trafen sich Aktivisten vor der Saarbrücker Europa-Galerie zur Guerilla-Aktion „Mehr Platz für Räder“.

Autoexzesse angekreidet: Anfang Juli trafen sich Aktivisten vor der Saarbrücker Europa-Galerie zur Guerilla-Aktion „Mehr Platz für Räder“.

Foto: Radelkollektiv

BIRTEL Ich habe noch keinen ausprobiert – und sehe auch keinen Vorteil darin.

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