Vorwürfe gegen Iran USA erhöhen nach Tanker-Vorfall Druck

Washington/Brüssel/Riad · Nach den Zwischenfällen im Golf von Oman will Washington Partner von der Schuld Irans überzeugen. Doch einige wollen erst Beweise sehen.

 Die Vereinigten Staaten von Amerika machen den Iran für die Attacken auf zwei Öltanker im Golf von Oman verantwortlich. US-Außenminister Mike Pompeo bekräftigte die Haltung am Sonntag nochmals.

Die Vereinigten Staaten von Amerika machen den Iran für die Attacken auf zwei Öltanker im Golf von Oman verantwortlich. US-Außenminister Mike Pompeo bekräftigte die Haltung am Sonntag nochmals.

Foto: dpa/Alex Brandon

Die US-Regierung will internationale Partner davon überzeugen, dass der Iran hinter den mutmaßlichen Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman steckt. US-Außenminister Mike Pompeo sagte am Sonntag in mehreren Interviews, es gebe keinen Zweifel daran. Er habe zu dieser Frage am Wochenende mit diversen Kollegen telefoniert und sei zuversichtlich, dass auch andere die Bedrohung durch Teheran verstehen werden. „Die Welt muss sich vereinen gegen die Bedrohung durch die Islamische Republik Iran“, mahnte er. Bislang haben sich Großbritannien und Saudi-Arabien in der Frage öffentlich an die Seite der Amerikaner gestellt. Der Iran weist die Anschuldigungen deutlich zurück.

Die beiden Tanker waren am Donnerstagmorgen bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt worden. Die „Front Altair“ einer norwegischen Reederei geriet nach Explosionen in Brand. Auch der japanische Betreiber der „Kokuka Courageous“ einer deutschen Reederei berichtete von zwei Detonationen. Die genauen Hintergründe sind bislang unklar. Die USA machten den Iran indes noch am Donnerstag für die mutmaßlichen Attacken verantwortlich. Auch US-Präsident Donald Trump untermauerte die Sichtweise am Freitag. „Der Iran hat es getan.“ Pompeo legte nun nach. Zahlreiche Geheimdienstinformationen belegten, dass es sich um Angriffe durch den Iran handele, sagte er am Sonntag dem Sender Fox News – ohne aber Details zu nennen. Pompeo warf dem Iran vor, auf eine Eskalation hinzuarbeiten. Die US-Regierung werde Provokationen aus Teheran nicht hinnehmen. Zu Handlungsoptionen wollte sich Pompeo nicht weiter äußern. Er betonte: „Wir wollen keinen Krieg.“ Die US-Regierung werde weiter über Wirtschaftssanktionen Druck auf den Iran ausüben. In einem Interview mit dem Sender CBS schloss er eine militärische Reaktion aber ausdrücklich nicht aus.

Die britische Regierung und die saudische Führung sprangen den Amerikanern öffentlich zur Seite. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman machte den Iran in einem Interview mit der arabischen Zeitung „Al-Sharq al-Awsat“ für die Attacken verantwortlich.

Der Iran spricht unterdessen von grundlosen Unterstellungen. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warf den USA dagegen vor, die Vorfälle als Vorwand zu nehmen. Schon zuvor hatte der Iran angedeutet, dass die USA und ihre Alliierten selbst für die Angriffe verantwortlich sein könnten und sie Teheran in die Schuhe schieben wollten, um einen militärischen Konflikt zu provozieren und einen Regimewechsel im Iran zu erreichen.

Die US-Regierung hatte kurz nach den Zwischenfällen ein Video präsentiert, das nach der Explosion aufgenommen worden sein soll. Es soll zeigen, wie ein Schnellboot der iranischen Revolutionsgarden auf den Tanker „Kokuka Courageous“ zufährt und die Besatzung eine nicht explodierte Haftmine vom Tankerrumpf entfernt. Eine mögliche Erklärung wäre demnach, dass der Sprengstoff geborgen werden sollte, um Spuren zu beseitigen.

Ein klarer Beweis ist das Video aber nicht. Die US-Regierung stellte in Aussicht, weitere Belege für ihre Einschätzung veröffentlichen zu wollen, um international Konsens in der Frage herzustellen. Viele internationale Partner hielten sich mit Schuldzuweisungen bislang zurück und forderten eine genaue Untersuchung der Zwischenfälle.

Auch Papst Franziskus äußerte sich am Sonntag beunruhigt angesichts der wachsenden Spannungen und rief dazu auf, diplomatische Mittel zu nutzen, um die komplexen Probleme in der Region zu lösen.

Die Außenminister der EU-Staaten werden diesen Montag in Luxemburg über die Lage im Nahen Osten beraten – und über die Frage, ob sich die Gemeinschaft der Einschätzung der USA anschließen sollte. Sollte sich die EU dafür entscheiden, könnte sich die Frage nach neuen Sanktionen gegen den Iran stellen. Eigentlich will die Europäische Union eine weitere Eskalation der Lage vermeiden, um die Chance auf eine Rettung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran zu wahren. Die US-Regierung war im Vorjahr im Alleingang aus dem Atomabkommen ausgestiegen. Sie versucht, Teheran mit Wirtschaftssanktionen unter Druck zu setzen, um ein neues, strengeres und erweitertes Abkommen auszuhandeln. Der Iran lehnt das bislang ab.

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