Donald Trump USA setzt auf mehr Soldaten in Afghanistan

Washington · Präsident Trump stockt das Kontingent der Truppen am Hindukusch auf knapp 13 000 auf. Damit folgt er dem Rat seiner Generäle.

Steve Bannon hat nicht nur seinen Posten im Weißen Haus verloren, sondern auch die Debatte um die künftige Strategie in Afghanistan. Durchgesetzt haben sich die Generäle im Kabinett, allen voran Verteidigungsminister James Mattis und Herbert Raymond McMaster, der Sicherheitsberater des Präsidenten. Donald Trump, der den Militäreinsatz noch vor Jahren als reine Geldverschwendung kritisiert hatte, folgt ihrem Rat und stockt das Truppenkontingent auf, statt es zu reduzieren oder gar abzuziehen.

In Grundzügen sickerte der Plan schon vor Trumps Fernsehansprache in der vergangenen Nacht durch. Statt der 8400 Soldaten, die die USA derzeit am Hindukusch stationiert haben, sollen es demnächst knapp 13 000 sein. Zudem will das Oval Office den Druck auf Pakistan verstärken, in der Hoffnung, dass der östliche Nachbar Afghanistans den Taliban sowie Extremistengruppen wie dem Haqqani-Netzwerk auf eigenem Boden den Kampf ansagt. Es ist ein Szenario, das amerikanische Strategen immer wieder aufs Neue entwerfen, seit die GIs in Kabul einmarschierten. Bislang ist die Rechnung nie aufgegangen, zumal die Hochgebirgsregion an der afghanisch-pakistanischen Grenze als notorisch unkontrollierbar gilt.

Wäre es nach Bannon gegangen, dem nunmehr gefeuerten Chefstrategen, hätte Trump sämtliche Soldaten nach Hause beordert und sie durch private Söldner, eine Art Fremdenlegion, ersetzt. Es war Erik Prince, Gründer der in Verruf geratenen Sicherheitsfirma Blackwater, der die Idee ins Gespräch brachte. Über 5000 Milizionäre wollte Prince nach Afghanistan schicken, um sie der Armee des Landes als Berater zur Seite zu stellen. Nicht nur in Amerika wollte er sie rekrutieren, sondern auch in Großbritannien, Australien oder Südafrika. Während er in Bannon einen begeisterten Fürsprecher fand, legten Ex-Militärs wie Mattis und McMaster Einspruch ein.

Prince hatte mit Blackwater eine Goldgrube entdeckt, als er nach der Invasion im Irak eine Reihe von Großaufträgen an Land zog. Seine Bodyguards bewachten die Grüne Zone Bagdads, sie beschützten Diplomaten, begleiteten Senatoren aus Washington bei deren Kurzbesuchen. Es dauerte nicht lange, bis sie wegen ihrer Rambo-Manieren ins Gerede kamen. Im September 2007 eröffneten Leibwächter des Unternehmens auf einem Verkehrskreisel mitten in Bagdad das Feuer auf Autofahrer und töteten 17 unbewaffnete Zivilisten. Eine Zeit lang verschwand Prince in der Versenkung, ehe er nach dem Wahlsieg Trumps von einem glänzenden Comeback träumte. Spätestens in Camp David, wo der Präsident am Freitag im Kreise seiner Sicherheitsexperten tagte, um Entscheidungen zu treffen, war klar, dass daraus nichts werden würde. Bannon fehlte bereits in der Runde. Der Vorschlag, den Krieg zu privatisieren, war endgültig vom Tisch.

Eine Truppenaufstockung, begründen Trumps Ratgeber den Schritt, soll den Vormarsch der Taliban stoppen, ihn zumindest verlangsamen. Nach einem vom Kongress veröffentlichten Bericht des amerikanischen Generalinspekteurs für den afghanischen Wiederaufbau kontrollierte die Zentralmacht in Kabul Ende vergangenen Jahres nur noch 57 Prozent des Landesterritoriums, während es zwölf Monate zuvor noch 72 Prozent gewesen waren.

Im Juni war es der Pentagonchef, der trocken auf den Punkt brachte, wie er die Lage sah, ironischerweise in Anlehnung an Trumps Wahlkampffloskel, nach der Amerika nur noch gewinne, wenn er erst im Weißen Haus sitze. „Im Moment gewinnen wir nicht in Afghanistan“, sagte Mattis.

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