US-Präsident spielt Corona-Gefahr weiter herunter Die Rhetorik des Wahlkämpfers Trump

Washington · Der US-Präsident spielt die Gefahr von Corona weiter herunter, obwohl es in seinem Umfeld neue Fälle gibt.

US-Präsident Trump spielt Corona-Gefahr im Wahlkampf weiter herunter
Foto: dpa/Alex Brandon

Im Kampf um seine Wiederwahl spielt US-Präsident Donald Trump die Corona-Gefahren trotz der Infektionszahlen auf Rekordniveau herunter. Die Werte seien hoch, weil mehr als zuvor getestet werde, behauptete Trump in Wahlkampfreden am Wochenende. „Wenn wir halb so viel testen würden, wäre die Zahl halb so hoch.“ Pro Tag stecken sich aktuell rund 83 700 Amerikaner an. Rund 900 Menschen sterben täglich. Die Unzufriedenheit der Amerikaner mit Trumps Krisenmanagement in der Pandemie könnte zum entscheidenden Faktor für die Präsidentschaftswahl am 3. November werden.

Inzwischen ist das Virus nach einem Ausbruch im Weißen Haus vor einigen Wochen erneut in den obersten Machtetagen angekommen. Der Stabschef von Vizepräsident Mike Pence wurde positiv getestet. Der Test bei Pence selbst sei negativ ausgefallen, sagte ein Sprecher. Zudem wurde bekannt, dass schon vor Tagen ein Berater von Pence positiv getestet wurde. Sein Stabschef Marc Short ist jetzt in Quarantäne. Nach Medienberichten sind insgesamt fünf Pence-Mitarbeiter infiziert.

Am vorletzten Wochenende vor der US-Präsidentenwahl verschärften Trump und Herausforderer Joe Biden ihren Kampf um Stimmen in Schlüsselregionen. Der in Umfragen zurückliegende Trump hielt am Samstag gleich drei Wahlkampfreden in North Carolina, Ohio und Wisconsin. Biden trat zweimal in Pennsylvania auf.

Trump verharmloste die Corona-Gefahr noch wortreicher als bisher. „Ich hatte es, hier bin ich“, verkündete Trump in Anspielung auf seine Covid-19-Erkrankung bei einem der Auftritte. „Und jetzt sagen sie, dass ich immun bin.“ Trump war mit einem noch experimentellen Antikörper-Medikament behandelt worden, das er als „Heilmittel“ bezeichnete. Bei jedem der Auftritte erzählte er zudem, dass sein 14-jähriger Sohn Barron schon kurz nach dem positiven Test von den Ärzten wieder für gesund erklärt worden sei. Trump gab bei den drei Reden drei Varianten zum Besten, wie schnell das ging: Nach 15 Sekunden, 15 Minuten und am nächsten Tag.

Am Samstagmorgen machte Trump von der Möglichkeit Gebrauch, schon frühzeitig seine Stimme bei der Präsidentenwahl abzugeben. Trump suchte dafür ein Wahllokal in einer Bibliothek in West Palm Beach im Bundesstaat Florida auf. „Ich habe für einen Typen namens Trump gestimmt“, sagte er danach in die Fernsehkameras. Florida, wo Trump seit gut einem Jahr seinen offiziellen Wohnsitz hat, gehört zu den Bundesstaaten, die ihre Einwohner bereits vor dem offiziellen Wahltermin abstimmen lassen. Bisher gaben bereits nahezu 60 Millionen Menschen ihre Stimme in Wahllokalen oder per Brief ab. Bei der Präsidentenwahl 2016 hatten insgesamt knapp 139 Millionen Amerikaner abgestimmt.

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