US-Präsident in London Trump-Besuch bei May verläuft nach Plan

London · Nette Worte und ein Deal: Der US-Präsident auf Staatsvisite beschert der Premierministerin ein problemloses Treffen.

 Bei US-Präsident Trump und Premier May lief es recht friedlich; anderswo in London gab es Proteste.

Bei US-Präsident Trump und Premier May lief es recht friedlich; anderswo in London gab es Proteste.

Foto: AP/Frank Augstein

Es herrschte spürbare Erleichterung in der Downing Street, als der Dienstag dem Ende entgegenging. Keine diplomatischen Eklats, keine Spitzen von Seiten des US-Präsidenten, keine Demütigungen gegenüber Premierministerin Theresa May – der zweite Tag des Staatsbesuchs von Donald Trump im Königreich verlief nach Plan.

Während am Montag Glanz und Gloria vor royaler Kulisse mit Queen Elizabeth II im Vordergrund standen, rückte am Dienstag das Geschäftliche in den Fokus. Und der Gast aus den USA, der immer wieder scharfe Kritik am Brexit-Kurs von May sowie ihrer Verhandlungsstrategie geäußert hat und innerparteiliche Kontrahenten hochlobte, präsentierte sich während der gemeinsamen Pressekonferenz für seine Verhältnisse äußerst milde. Überraschend kam etwa, wie er die scheidende Regierungschefin, deren mit Brüssel vereinbarter Austrittsdeal drei Mal im Parlament gescheitert war, pries. „Sie ist wahrscheinlich eine bessere Verhandlungsführerin als ich“, sagte Trump und die Anwesenden in der ehrwürdigen Empfangshalle des Außenministeriums hoben erstaunt die Augenbrauen. „Sie verdienen viel Anerkennung“, richtete er sich an May. Sie lächelte ein wenig gequält. Werden die beiden Politiker in diesem Leben doch noch beste Freunde? Wohl eher nicht, doch Mays Tage in der Downing Street sind ohnehin gezählt. Am Freitag tritt sie offiziell als Parteivorsitzende zurück.

Derweil hat der Kampf um die Führung der Konservativen längst begonnen, und es darf davon ausgegangen werden, dass sich Trump in der Rolle des Königsmachers gefällt. Mehrmals schon stellte er sich hinter den Ex-Außenminister und Brexit-Befürworter Boris Johnson, den aussichtsreichen Kandidaten für den Posten des Premiers. Auch den aktuellen Chefdiplomaten Jeremy Hunt möge er, verkündete Trump. Mit seinen Sympathiebekundungen sorgt er schon seit Tagen für Irritationen im Königreich.

Während May die „kostbare und tiefgreifende Freundschaft“ zwischen Großbritannien und den USA hervorhob, griff der US-Präsident zu gewohnten Superlativen. Es handele sich um „das bedeutendste Bündnis, das die Welt je gesehen hat“, sagte er über die „special relationship“. Und stellte dann ein „phänomenales Freihandelsabkommen“ in Aussicht. Die Briten hoffen auf einen raschen Deal mit den USA nach dem EU-Austritt, der zurzeit bis spätestens 31. Oktober geplant ist. „Es gibt ein riesiges Potenzial“, sagte Trump. Alles werde auf den Tisch kommen, auch Großbritanniens Nationaler Gesundheitsdienst (NHS). Das dürfte einigen Briten übel aufstoßen. Der NHS ist eine heilige Kuh auf der Insel.

Insgesamt aber werden die Offiziellen diese Staatsvisite als Erfolg verbuchen. Selbst die Zahl der Demonstranten fiel deutlich geringer aus als erwartet. Einige Tausend zogen durch die Straßen des Regierungsviertels. Fantasievoll ließen sie etwa vor dem Westminster-Palast einen sechs Meter großen Ballon in Form eines Trump-Babys mit Haartolle, Handy und Ärger im orangefarbenen Gesicht in die Luft steigen. Vom Trafalgar Square zog ein knapp fünf Meter hoher Donald-Trump-Roboter los, dargestellt mit roter „Make America Great Again“-Mütze, heruntergelassener Hose und auf einer Goldtoilette sitzend. Am Straßenrand verkauften zwei Demonstranten „in einer Schmierkampagne“ Donald-Trump-Klopapier. „Nein zu Rassismus, nein zu Trump“, forderten einige auf Plakaten. „Wir sind britisch, wir sind höflich, aber hau ab (bitte)“, war auch zu lesen.

Millionen Briten hatten sich bereits im vergangenen Jahr in einer Petition gegen Trumps Besuch ausgesprochen. Sie kritisieren unter anderem dessen Migrations- und Außenpolitik, seine sexistischen und rassistischen Äußerungen. Der Oppositionschef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, der am Montagabend das Staatsbankett aus Protest boykottiert hatte, trat als Redner auf. Später jedoch verriet der US-Präsident, dass Corbyn um ein Treffen gebeten habe, das Trump wiederum ablehnte. Der Labour-Politiker sei „eine negative Kraft“.

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