Syrien Türkei fordert Unterstützung der Nato

Ankara/Brüssel · Der bewaffnete Konflikt zwischen türkischen und syrischen Truppen in Syrien eskaliert. Ankara droht der EU mit der Öffnung der Grenze.

  Das Drama in Nordsyrien spitzt sich zu: Hier versuchen Migranten in einen Bus einzusteigen, der zur griechischen Grenze fährt. Athen hat den Grenzübergang zur Türkei bei Kastanies/Pazarkule geschlossen. Zuvor hatten sich nach Gerüchten über eine Öffnung der türkischen Grenzen hunderte Migranten an diesem Übergang versammelt.

Das Drama in Nordsyrien spitzt sich zu: Hier versuchen Migranten in einen Bus einzusteigen, der zur griechischen Grenze fährt. Athen hat den Grenzübergang zur Türkei bei Kastanies/Pazarkule geschlossen. Zuvor hatten sich nach Gerüchten über eine Öffnung der türkischen Grenzen hunderte Migranten an diesem Übergang versammelt.

Foto: dpa/Omer Kuscu

(ap) Die Nato hat Syrien und Russland nach der Tötung 33 türkischer Soldaten zum Stopp ihrer Luftangriffe aufgefordert. Die Europäische Union warnte bereits  am Donnerstag, die Kämpfe in Nordsyrien könnten sich zu einem offenen Krieg entwickeln. An der türkischen Grenze zu Griechenland versammelten sich Migranten, die in das EU-Land wollten.

Die türkischen Soldaten wurden durch einen Luftangriff des syrischen Militärs getötet. Die Zahl der Verluste ist die höchste an einem Tag seit die Streitkräfte der Türkei 2016 begannen, in dem Konflikt zu intervenieren. Das Geschehen stellt eine deutliche Eskalation der Konfrontation zwischen dem von Russland unterstützten syrischen und dem türkischen Militär dar.

Nach einem Krisentreffen der Nato appellierte Generalsekretär Jens Stoltenberg an Syrien und Russland, ihre Offensive zu stoppen, Völkerrecht zu achten und UN-Bemühungen um eine friedliche Lösung zu unterstützen. „Diese gefährliche Situation muss deeskaliert werden, und wir dringen auf eine sofortige Rückkehr zur Waffenruhe von 2018, um eine Verschlechterung der schrecklichen humanitären Lage in der Region zu verhindern“, sagte Stoltenberg.

In der Türkei warnte Ömer Celik, ein Sprecher der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die EU: „Wir sind nicht länger in der Lage, Flüchtlinge zurückzuhalten.“

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, etwa 300 Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran, dem Irak, Marokko und Pakistan seien an der Landgrenze zu Griechenland zusammengekommen und andere an den Stränden in der Nähe griechischer Inseln. Der Sender NTV zeigte Aufnahmen mit Dutzenden Menschen, die mit Rucksäcken, Koffern und Plastiktüten über Felder in Richtung der Grenze liefen. Rund einen Kilometer vor dem Grenzübergang Pazarkule stoppte die türkische Polizei etwa 150 Flüchtlinge. Aus der griechischen Polizei verlautete, Dutzende Personen hätten sich an der Grenze versammelt und gerufen: „Öffnet die Grenzen.“ Griechenland setzte Polizei und Militär für gemeinsame Patrouillen ein, um illegale Grenzübertritte zu verhindern.

In der Türkei leben etwa 3,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Sie vereinbarte 2016 mit der EU, Migranten verstärkt davon abzuhalten, nach Europa zu kommen.

Der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow sagte, Armee-Einheiten, Nationalgarde und Grenzpolizisten seien an die Grenze zur Türkei entsandt worden, um einen möglichen Migrantenzustrom abzuwehren. Große Migrantengruppen hätten sich an der Grenze in der Nähe der türkischen Stadt Edirne versammelt. EU-Sprecher Peter Stano sagte, die EU warte eine offizielle Analyse von Berichten über Migrantenbewegungen ab, bevor sie tätig werde. Die Türkei habe nicht offiziell signalisiert, dass sie ihre Migrationspolitik ändere. „Wir erwarten, dass die Türkei ihre Zusagen einhält“, sagte er.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte: „Es gibt ein Risiko eines Abgleitens in eine große offene internationale militärische Konfrontation. Es verursacht auch unerträgliches menschliches Leid und bringt Zivilisten in Gefahr.“ Mehr als 900  000 Zivilisten sind seit Dezember vor den Kämpfen in Nordwestsyrien geflohen. Borrell betonte, die EU werde „alle notwendigen Maßnahmen erwägen, um ihre Sicherheitsinteressen zu schützen.“

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die in Idlib angegriffenen türkischen Soldaten seien innerhalb „terroristischer Kampfformationen“ im Einsatz gewesen. Sie hätten sich im Gebiet Bahun befunden, doch gemäß der an das russische Versöhnungszentrum in Syrien übermittelten Koordinaten hätten sich dort keine türkischen Militäreinheiten befunden und keine befinden sollen. Zwei russische Fregatten mit Marschflugkörpern an Bord seien nach Syrien entsandt worden, teilten Marinebedienstete mit.

Die Türkei hat für die Nato große strategische Bedeutung. Sie liegt an der einzigen Wasserstraße zum Schwarzen Meer, in dem russische Marineschiffe stationiert sind. Nato-Mitgliedsländer nutzen zudem den Luftwaffenstützpunkt Incirlik für Aktivitäten im Nahen Osten. Die USA haben in Incirlik Atomwaffen stationiert.

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