Wahlleute bestätigen Sieg des US-Demokraten Triumph für Biden, Tiefschlag für Trump

Washington · Selbst führende Republikaner im US-Senat erkennen Joe Biden jetzt als Wahlsieger an. Der Schritt kommt nach den Abstimmungen der Wahlleute, die Bidens Sieg bestätigt haben.

 Auch Joe Bidens Ehefrau Jill dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein: Die Wahlleute in fast allen US-Bundesstaaten haben den Sieg des Demokraten bestätigt. Und selbst die hartgesottensten Trump-Anhänger unter den Republikanern gratulierten Biden zähneknirschend.

Auch Joe Bidens Ehefrau Jill dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein: Die Wahlleute in fast allen US-Bundesstaaten haben den Sieg des Demokraten bestätigt. Und selbst die hartgesottensten Trump-Anhänger unter den Republikanern gratulierten Biden zähneknirschend.

Foto: dpa/Patrick Semansky

Die Glückwünsche kamen verspätet, und sie kamen eher zähneknirschend. Joe Biden sei der nächste Präsident, daran könne es keinen Zweifel mehr geben, räumte John Thune ein, der Rangordnung nach die Nummer zwei der Republikaner im US-Senat. „Irgendwann kommt die Zeit, da muss man sich der Realität stellen.“ Der Texaner John Cornyn sprach schon am Montagabend von der Seite, die es nun umzublättern gelte. Selbst Lindsey Graham, in der kleineren der beiden Parlamentskammern der engste Vertraute Donald Trumps, rang sich zu einem Statement durch, das klang, als wollte er seinem Freund im Weißen Haus durch die Blume raten, sich endlich abzufinden mit seiner Niederlage. Zwar gebe es noch einen „sehr, sehr schmalen“ Pfad, den der Präsident beschreiten könne, um im Amt zu bleiben, sagte der Senator aus South Carolina. „Aber ich sehe nicht, wie er auf dem bis ins Ziel gelangt.“

Es sind Szenen einer Absetzbewegung in kleinen Schritten, allerdings mit einem beachtlichen Verzögerungseffekt. Der Mann, von dem alle ein paar klare Worte erwarteten, brauchte eine Weile, bis Dienstagvormittag, ehe er sich dazu durchrang. „Das Electoral College hat gesprochen, also will ich heute dem designierten Präsidenten Joe Biden gratulieren“, erklärte Mitch McConnell – einen Tag nachdem das Gremium der Wahlleute den Demokraten auch formell zum Sieger gekürt hatte. Viele in seiner Partei, so der konservative Mehrheitsführer des Senats, hätten sich ein anderes Resultat gewünscht. Aber das politische System folge nun mal einem Prozess, um zu bestimmen, wer am 20. Januar vereidigt werde.

Unter den Gratulanten aus aller Welt waren am Dienstag selbst Russlands Präsident Wladimir Putin und die polnische Regierung. Nach der US-Wahl Anfang November hatte der Kreml erklärt, Putin werde erst gratulieren, wenn der Sieger offiziell bestätigt sei.

Trump allerdings wiederholte einmal mehr Betrugsvorwürfe, die er bereits vor Wochen aufgetischt hatte, um die Wahl zu kippen. Manipulierte Zählmaschinen, twitterte er, hätten Stimmen, die eigentlich für ihn abgegeben worden seien, seinem Kontrahenten zugeschlagen. Dabei war bereits am Montag klar, dass die trotzigen Töne aus dem Weißen Haus nur noch störendes Hintergrundrauschen sind. Als die 55 Wahlmänner und -frauen Kaliforniens um 14.29 Uhr Ortszeit für Biden votierten, hatte der President-elect bereits die erforderliche Mehrheit erreicht. Am Ende, nachdem auch die vier Wahlleute des Inselstaats Hawaii entschieden hatten, kam er auf 306 der 538 Stimmen im Electoral College. Es ist exakt dasselbe Ergebnis, das Trump vor vier Jahren erzielte. Keiner der Wahlleute wagte es, sich über den Wählerwillen hinwegzusetzen und in Staaten, in denen der Herausforderer die Mehrheit holte, dem Amtsinhaber den Zuschlag zu geben. Ein beruhigendes Kapitel Normalität, wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln der Verlierer des Votums wochenlang versuchte, Chaos zu stiften. 

Der Glaube in die Institutionen habe gehalten, die Integrität amerikanischer Wahlen bleibe gewahrt, betonte Biden, nachdem die Würfel gefallen waren. Auf einer Bühne in Wilmington, gegen Heiserkeit ankämpfend, forderte er die Anhänger Trumps auf, sich mit der Wirklichkeit zu versöhnen. „Jetzt ist die Zeit gekommen, eine neue Seite aufzuschlagen, so wie wir es immer getan haben im Laufe unserer Geschichte. Die Zeit, zusammenzukommen. Zu heilen.“ In Amerika, so der President-elect, nähmen sich Politiker nicht die Macht, die Macht werde ihnen vom Volk verliehen. Schon vor langer Zeit sei die Flamme der Demokratie in diesem Land entzündet worden. „Und nichts, nicht einmal eine Pandemie oder Missbrauch der Macht, kann diese Flamme löschen.“

Zuvor hatte einer der Anwälte, die Trumps Niederlage in einen Sieg verwandeln wollten, endgültig die Maske fallen lassen, indem er ungeniert einem Staatsstreich das Wort redete. Der Präsident, empfahl Lucian Lincoln Wood in einem Tweet, möge das Kriegsrecht verhängen, um die Wahl zu „reinigen“. Tausende von Amerikanern hätten mitgemacht bei der Wahlfälschung, behauptete der Jurist und zählte angebliche Komplizen auf: Serbien, Kanada, Venezuela, Kuba, die CIA, den Milliardär George Soros und die Stiftung Bill Clintons.

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