Sri Lanka Die Perle des Indischen Ozeans

Colombo · Eine Reise ins aufstrebende Sri Lanka ist ein Trip ins Paradies Sri Lanka litt jahrzentelang unter einem Bürgerkrieg. Seit nunmehr drei Jahren ist er offiziell beendet. So kommen immer mehr Touristen auf die schöne Insel im Indischen Ozean – und sie bereuen es nicht.

 In Sri Lanka liegen kleine familiäre Hotels oft direkt am Fototapeten-Strand , so wie hier bei Unawatuna. 

In Sri Lanka liegen kleine familiäre Hotels oft direkt am Fototapeten-Strand , so wie hier bei Unawatuna. 

Foto: Michael Kipp

An der West- und Südküste schälen sie sich des Nachts aus der Brandung des Indischen Ozeans. Sie schleppen sich durch feinsten Sanduhr-Sand, buddeln schwerfällig mit ihren Schwimmpaddeln Löcher in traumhafte Strände und legen darin ihre Eier ab. Fünf von sieben Meeresschildkrötenarten steuern regelmäßig Sri Lankas Strände an, an denen tagsüber Touristen auf Liegen entspannen. Dabei hoffen die Schildkröten, dass Eierdiebe ihr Gelege weder verspeisen noch als Potenzmittel an Touristen verkaufen. Dies war jahrzehntelang aber nur eine schwache Hoffnung für die bis zu 100-jährigen Reptilien. Aber heute „bin ich ja da“, sagt Ranschid und lacht.

 Der 25-Jährige arbeitet für eine Schildkrötenfarm. Sein Job ist es, Eierdieben die illegale Ware abzukaufen. „Ich zahle einfach den besten Preis“, sagt er und zeigt auf gut 30 frisch geschlüpfte etwa handtellergroße Schildkrötchen. Sie flattern in einem Wasserbassin. Drei, vier Tage nach dem Schlüpfen setzt Ranschid die Winzlinge im 28 Grad warmen Ozean aus. Dabei dürfen Touristen helfen. Ob es was bringt? Schließlich lauern im Ozean die natürlichen Feinde Vogel, Schiffsschraube, Plastikmüll und Fischernetz. Und so schaffen es von etwa 1000 Schildkröten lediglich drei nach 15 Jahren zum Eierlegen zurück. Ranschid versichert aber: „Wir haben Erfolg mit unserer Arbeit. Wir können wachsende Zahlen vermelden.“

 Dieser Satz trifft derzeit in Sri Lanka auf Vieles zu. Es geht voran. Die Wirtschaft wächst seit Bürgerkriegsende 2009 jährlich um acht Prozent, der Tee- und Edelstein-Export boomt, der Gewürz- und Kautschukabsatz stimmen auch. Die Schäden des Tsunamis 2004 sind fast nicht mehr zu sehen. Die erste Autobahn ist seit Ende November eröffnet, ein neuer internationaler Flughafen und ein großer Fernhandelshafen entstehen gerade im Süden und sollen bald fertig sein – „Irgendwie bekommen wir das schon hin“, meint Ranschid.

 Eine Zugfahrt von Ella nach Kandy ist ein archaiches Erlebnis.

Eine Zugfahrt von Ella nach Kandy ist ein archaiches Erlebnis.

Foto: Michael Kipp

 20 Millionen Menschen sollen irgendwie auf der Insel leben, die etwa so groß wie Bayern ist. Der Hauptstadtdistrikt Colombo liegt an der Westküste. Am internationalen Flughafen der undurchsichtigen Zwei-bis-acht-Millionen-Stadt (genaue Zahlen sind nicht bekannt) landen seit zwei Jahren immer mehr Touristen. Bis 2016 sollen jährlich 2,5 Millionen Menschen das Land bereisen, 2011 waren es 500 000. Die meisten davon zieht es nach einem 13-Stunden-Flug ein paar Kilometer weiter nach Norden, nach Negombo, in eine schöne Bucht, in ein All-Inclusive-Hotel am Palmenstrand. Wer das nicht will, fährt an die Südwest- oder Südküste oder an die noch wenig erschlossene Ostküste. In Colombo zu verweilen, lohnt sich nicht wirklich. Smog und Verkehrschaos zeichnen auf den ersten Blick das Bild eines Moloches.

 Sri Lankas Strände sind gute Laichplätze für Meeresschildkröten.

Sri Lankas Strände sind gute Laichplätze für Meeresschildkröten.

Foto: Michael Kipp

 100 Kilometer südlich beginnt das Paradies: Zwischen Hikkaduwa und Tangalle findet der Tourist Luxusressorts, aber vor allem kleine Gästehäuser mit einsamen Traumstränden. Meist sind es einheimische Familien oder Deutsch sprechende Auswanderer, die dort Zimmer vermieten, Transferfahrten organisieren, Rundreisen planen und im Internet vertreten sind. Auch Strandhäuser sind an der Küste günstig zu mieten und sind eine empfehlenswerte Alternative für den, der das Aussteigergefühl im Urlaub sucht.

 Die Gästehäuser der Südwest-Küste sind nach drei, vier Tagen der Akklimatisierung ein guter Ausgangspunkt für Touren. Wie zum Beispiel zu Ranschid und seinen Schildkröten nach Kogalla. Eine Bootsfahrt durch die Lagune im gleichen Ort, oder ein Ausflug in die 100 000-Einwohnerstadt Galle mit seinem alten Hafenfort sind vom Sri Gemunu aus keine Fernreise mehr.

 Der Urlauber kann natürlich nur am Strand mit Fototapeten-Charakter liegen, er sollte aber auch ins Landesinnere reisen. Die Wege über die Insel sind kurz, zwischen den Etappenzielen liegen meist nur kurze Autofahrten. Und eine unglaubliche Natur. Selbst gezimmerte Verkaufsstände, vollgepackt mit Bananen, Ananas, Mangos, Kokosnüssen und Avocados säumen die Straßenränder und zeigen nur im Ansatz, wie die Natur auf der kleinen Insel explodiert. Das ganze Jahr 30 Grad Celsius und jeweils ein halbes Jahr Monsun an der West- und Ostküste sorgen für fruchtbare Böden, die in Landschaften eingebettet sind, die dem nahekommen, was der Westeuropäer unter Paradies im Gehirn abgespeichert hat.

 Am südlichen Fuß der Insel erhebt sich ein bis zu 2500 Meter hohes Gebirge, das vor allem die englischen Kolonialherren nutzten, um Tee anzubauen. Die Engländer sind seit 1949 weg, die Plantagen des berühmten Ceylon-Tees werfen sich aber immer noch wie ein grüner Teppich über die Hänge. Besonders schön rund um Nuwara Eliya. Einmal dort angekommen, lohnt sich der Besuch einer Teefabrik, ehe es weiter nach Ella und zu seinen Wasserfällen geht. Nach einer Nacht in Ella bietet sich eine archaische Zugfahrt nach Kandy an, zur drittgrößten Stadt Sri Lankas. Sie ist das religiöse Zentrum der Buddhisten. Der Zahn-Tempel ist so etwas wie der Vatikan der Buddhisten. In ihm verehren die Gläubigen das einstige Machtsymbol des singhalesischen Königtums – einen Eckzahn des Buddha.

 Auf der Rückreise zur Küste wartet eine weitere Facette der „Perle des Indischen Ozeans“. Im größten Nationalpark der Insel mit dem Namen „Yala“ leben Krokodile, Büffel, Affen, Bären, Elefanten und Leoparden. Eine Safari dort ist ein Muss. Genau wie noch ein paar entspannte Strand-Tage nach der Rundreise. Nicht zuletzt zieht es einen dort auch von selbst wieder hin. Da geht es einem nicht anders wie Ranschids Schildkröten.

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