Angriff auf Ölanlagen in Saudi Arabien Informationshäppchen im Nebel des Konflikts

Washington · Nach dem Angriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien bleibt die US-Regierung bei der Behauptung, der Iran stecke dahinter, Beweise schuldig.

  Dieses von der US-Regierung und der Organisation DigitalGlobe zur Verfügung gestellte Foto zeigt Schäden an der Ölraffinerie des saudischen Ölriesens Saudi Aramco nach dem Drohnenangriff. In dem Konflikt riefen Deutschland, Russland, China und die UN alle Seiten zur Besonnenheit auf  .

Dieses von der US-Regierung und der Organisation DigitalGlobe zur Verfügung gestellte Foto zeigt Schäden an der Ölraffinerie des saudischen Ölriesens Saudi Aramco nach dem Drohnenangriff. In dem Konflikt riefen Deutschland, Russland, China und die UN alle Seiten zur Besonnenheit auf .

Foto: dpa/Uncredited

Am Montagmorgen schien Donald Trump sachte zurückzurudern, nachdem er tags zuvor noch mit dem Säbel gerasselt hatte. Auf Twitter erklärte der Präsident, weil die USA ihre Sache in den letzten Jahren so gut gemacht hätten, wofür ihm Dank gebühre, seien sie nun der größte Energieproduzent der Welt. Sie bräuchten kein Öl und kein Gas aus dem Mittleren Osten, sie hätten nur wenige Tanker in der Region, „dennoch werden wir unseren Verbündeten helfen“.

Das klang noch kryptischer als eine Wortmeldung vom Sonntag, in der Trump nach Angriffen auf Zentren der saudischen Ölindustrie Vergeltung angekündigt hatte, ohne allerdings Ross und Reiter zu nennen. „Es besteht Grund zu der Annahme, dass wir den Täter kennen“, schrieb er in einem Tweet, zurückhaltender als sein Außenminister Mike Pompeo, der Teheran mit demonstrativ zur Schau gestellter Gewissheit zum Schuldigen erklärte. Die Vereinigten Staaten, schrieb Trump, stünden Gewehr bei Fuß („geladen und gesichert“), warteten aber darauf, von Saudi-Arabien zu hören, wer hinter der Attacke stehe.

Da war sie wieder, die Sphinx im Oval Office, die einerseits droht und sich andererseits Spielraum zum Manövrieren sichern möchte. Die Wortwahl, im englischen Original „locked and loaded“, erinnert an den Juni, als Trump in letzter Minute abblies, was er das Pentagon zuvor hatte planen lassen: einen Militärschlag, um auf den Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne zu antworten, die von der iranischen Luftabwehr über der Straße von Hormus vom Himmel geholt worden war.

Während skeptische Beobachter vom Nebel des Krieges sprechen, glaubt das Weiße Haus, Beweise in der Hand zu haben. Auf Satellitenbildern lassen sich nach Darstellung von Regierungsmitgliedern mindestens 17 Einschläge in Anlagen der saudischen Erdölindustrie erkennen, das Gros in der Ölfabrik von Abqaiq. Dabei sollen sowohl Drohnen als auch Marschflugkörper eingesetzt worden sein. Diese hätten sich ihren Zielen von Norden oder Nordwesten her genähert, was bedeute, dass sie entweder auf iranischem oder irakischem Territorium abgefeuert worden seien. Hätten die Huthi-Rebellen im Jemen die Operation zu verantworten, wären sie aus Richtung Süden beziehungsweise Südosten angeflogen. Zudem sind die Huthis nach Ansicht der US-Beamten gar nicht in der Lage, einen derart präzisen Schlag zu führen.

Es sind, so sehen es die Skeptiker in Washington, Informationshäppchen, die Raum für erhebliche Zweifel lassen, zumal sie nicht wirklich etwas belegen. Wer auch immer die Ölanlagen ins Visier genommen habe, Amerika dürfe nicht noch tiefer in einen Konflikt zwischen zwei Regionalmächten, Iran und Saudi-Arabien, hineinschlittern, warnt der Senator Chris Murphy, einer der profiliertesten Außenpolitiker in den Reihen der Demokraten. Bei beiden Ländern handle es sich um „üble Akteure“, ebenso wie die Huthis hätten sie Blut an den Händen. Es gebe nichts zu gewinnen, wenn sich amerikanisches Militär in den Strudel hineinziehen lasse. Ganz anders sieht es Lindsey Graham, ein republikanischer Senator, der vor Kurzem lebhaft bedauerte, dass Trump seinen Sicherheitsberater John Bolton in die Wüste schickte, den vielleicht härtesten Hardliner der Iranpolitik. Die USA, fordert er, müssten Angriffe auf iranische Ölraffinerien in Erwägung ziehen. Das würde dem Regime in Teheran das Rückgrat brechen.

Völlig unklar ist nun, ob es am Rande der UN-Vollversammlung in New York noch zu einer Begegnung Trumps mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani kommt. Noch vergangene Woche sprach Pompeo von einem Treffen, das, sollte es denn zustande kommen, an keinerlei Vorbedingungen geknüpft wäre. Ähnlich hatte es Trump bereits vor drei Monaten in einem Fernsehinterview formuliert. Am Sonntag aber machte er einen Rückzieher. Die Fake News, wetterte er, behaupteten, er sei bereit, sich „mit Iran“ zu treffen – „ohne Bedingungen“. Dies sei, wie so oft, ein falsches Statement.

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