Moskau: Berichte über Raketeneinschlag in Polen „Provokation“ Russische Raketen offenbar in Polen eingeschlagen – zwei Tote

Update | Przewodów · Russische Raketen sind nach Angaben eines hohen US-Geheimdienstvertreters über die Grenze zum Nato-Mitgliedsland Polen geflogen. Es habe zwei Tote gegeben, hieß es.

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.

Foto: AP/Markus Schreiber

Zuvor hatten polnische Medien berichtet, ein Geschoss sei in eine Getreidetrocknungsanlage in Przewodów eingeschlagen - einem Dorf nahe der Grenze zur Ukraine. Dabei habe es am Nachmittag zwei Tote gegeben.

Regierungssprecher Piotr Müller bestätigte den Bericht zunächst nicht, sagte jedoch, es gebe eine Dringlichkeitssitzung wegen einer Krisenlage.

Polens Ministerpräsident Morawiecki beruft Sitzung des Sicherheitsrates ein

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat wegen einer nicht näher bezeichneten Krisensituation eine Sitzung des Sicherheitsrates seines Landes einberufen. Das meldete die Nachrichtenagentur PAP am Dienstag in Warschau. Offizielle Angaben zu der Krise wurden zunächst nicht gemacht, Berichte legten allerdings einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Raketenbeschuss auf das Nachbarland Ukraine vom Dienstag nahe.

Explosion in Polen nahe ukrainischer Grenze.

Foto: dpa/dpa-infografik GmbH

Radiosender: Verirrte Raketen schlagen in polnischem Dorf nahe der Grenze ein

Der private polnische Radiosender Zet berichtete, zwei verirrte Raketen seien in einem polnischen Dorf nahe der Grenze eingeschlagen. Nach unbestätigten Angaben seien zwei Menschen getötet worden. Es wäre der erste derartige Vorfall in dem seit fast neun Monaten dauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato.

Putin im Krieg gegen die Ukraine – Fotos aus dem Kriegsgebiet
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Putins Krieg gegen die Ukraine – Fotos aus dem Kriegsgebiet

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Ein Sprecher der Feuerwehr der Stadt Hrubieszow bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass bei einer Explosion im Ort Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine zwei Menschen ums Leben kamen. Die Ursache für die Explosion sei noch ungeklärt.

Regierungssprecher Piotr Müller warnte davor, ungeprüfte Informationen zu verbreiten. Alle Informationen aus dem Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung der polnischen Regierung sollten später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, kündigte er laut PAP an.

Moskau nennt Berichte über Raketeneinschlag in Polen „Provokation“

Das russische Militär hat Berichte über den Absturz angeblich russischer Raketen auf ein polnisches Dorf nahe der Grenze zur Ukraine als „gezielte Provokation“ zurückgewiesen. Es seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstagabend mit. Auch die in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun, hieß es.

USA prüfen Berichte über angeblichen Einschlag russischer Raketen in Polen

Das US-Verteidigungsministerium prüft Berichte über den angeblichen Einschlag von zwei russischen Raketen in Polen. Die Presseberichte seien dem Pentagon bekannt, sagte ein Sprecher am Dienstag in Washington. Zum jetzigen Zeitpunkt habe das Ministerium aber keine Informationen, die diese Berichte bestätigen könnten. „Wenn wir ein Update zur Verfügung stellen können, werden wir dies tun“, sagte der Sprecher weiter.

Tschechien sichert Polen Solidarität zu

Nach Berichten über angebliche Raketeneinschläge in Polen hat der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala dem Nachbarland Solidarität zugesagt. „Falls Polen bestätigt, dass Raketen auch sein Gebiet getroffen haben, handelt es sich um eine weitere Eskalation vonseiten Russlands“, schrieb der liberalkonservative Politiker am Dienstagabend bei Twitter. „Wir stehen fest hinter unserem Verbündeten in EU und Nato“, betonte der 58-Jährige.

Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova sagte der Onlineausgabe der Zeitung „Denik N“, sie halte es für „erwiesen“, dass es in Polen zu Raketeneinschlägen gekommen sei. Nun müsse untersucht werden, um welchen Typ von Rakete es sich handelt und ob eine gezielte Aktion, eine Provokation oder ein Irrtum dahintersteht. „In jedem Fall halte ich dies für eine Eskalation der Lage, selbst wenn es sich um einen Fehler handeln sollte“, betonte die 49-Jährige

Russland hat am Dienstag massive Angriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine geflogen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von 85 Raketen, die zahlreiche Stromausfälle verursacht hätten. Unter anderem wurde Lwiw im Westen des Landes getroffen, das rund 50 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt.