Nichte von Trump Ein vernichtendes Urteil über Onkel Donald

Washington · Mary Trump, die Nichte des US-Präsidenten, charakterisiert ihren nahen Verwandten in einem neuen Buch als Soziopathen.

 HANDOUT - 06.07.2020, ---: KOMBO - Diese von Simon & Schuster zur Verfügung gestellte Bildkombo zeigt das Titelbild des Enthüllungsbuches «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt geschaffen hat») und ein Porträt der Autorin Mary L. Trump. Das Enthüllungsbuch der Nichte von US-Präsident Trump soll bereits in der kommenden Woche erscheinen - zwei Wochen früher als geplant. Foto: Uncredited/Simon & Schuster/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 06.07.2020, ---: KOMBO - Diese von Simon & Schuster zur Verfügung gestellte Bildkombo zeigt das Titelbild des Enthüllungsbuches «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt geschaffen hat») und ein Porträt der Autorin Mary L. Trump. Das Enthüllungsbuch der Nichte von US-Präsident Trump soll bereits in der kommenden Woche erscheinen - zwei Wochen früher als geplant. Foto: Uncredited/Simon & Schuster/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Uncredited

Was Mary Trump von Donald Trump hält, machte sie spätestens in jener Nacht klar, in der feststand, dass ihr Onkel die Wahl gewonnen hatte. „Die schlimmste Nacht meines Lebens“, twitterte sie in den frühen Morgenstunden des 9. Novembers 2016. „Ich trauere um mein Land.“ Nun hat sie ein Buch geschrieben, das schon deshalb auf enormes Interesse stößt, weil zum ersten Mal ein Mitglied der Familie Trump schildert, wie es hinter den familiären Kulissen aussieht. Welche Erfahrungen, Lerneffekte, Traumata den US-Präsidenten geprägt haben, das ist das Thema des Buches.

Die 55-Jährige hat einen Doktortitel in Psychologie, in ihren Memoiren legt sie Trump, wenn man so will, auf die Couch. Sie charakterisiert ihn als Soziopathen, der die Skala menschlicher Emotionen in seiner Kindheit und Jugend nie ausleben durfte, weil es sein dominanter Vater für Schwäche hielt, Gefühle zu zeigen. Fred Trump, ein Patriarch alten Stils, habe nur den Erfolg akzeptiert. Seinen ältesten Sohn, ihren Vater Fred jr., von allen nur Freddy genannt, habe er seine Abneigung spüren lassen, ließ doch der Junior jenen „Killerinstinkt“ vermissen, ohne den man nach Überzeugung des Seniors kein guter Geschäftsmann sein konnte. Statt sich mit Haut und Haar dem Bauunternehmen des Familienclans zu verschreiben, träumte Freddy davon, Pilot zu werden. Sein Vater hasste es, wenn er an etwas scheiterte und nicht begriff, was von ihm erwartet wurde. „Noch mehr hasste er es, wenn sich Freddy entschuldigte.“ Um Verzeihung zu bitten, das war in den Augen des harten Mannes etwas, was jemand mit Killerinstinkt einfach nicht tat.

Donald Trump, sieben Jahre jünger als sein älterer Bruder, hatte viel Zeit, daraus die Lehren zu ziehen, die er für die richtigen hielt. Ganz simpel, schreibt Mary Trump, könnte man es so zusammenfassen: „Er kam zu dem Schluss, dass es falsch war, wie Freddy zu sein.“ Die Kinder des Patriarchen hätten beizeiten gelernt, dass sie lügen mussten, um vor dem Vater zu bestehen, um Freds Zorn auszuweichen. Donald aber habe systematisch gelogen, um sich größer zu machen, besser, als er tatsächlich war.

Mary Trump ging noch zur Schule, als ihr Vater 1981 im Alter von 42 Jahren an einem Herzinfarkt starb, der auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt wurde. 1999, nach dem Tod von Fred senior, begann sie einen Rechtsstreit um dessen Erbe, weil sie das Gefühl hatte, als Tochter des vermeintlichen Versagers übervorteilt worden zu sein. Später stellte sie investigativen Reportern der „New York Times“ stapelweise Dokumente zur Verfügung, damit die Zeitung belegen konnte, mit welchen Tricks der Immobilienmogul Trump Steuern sparte. 19 Kisten mit Unterlagen, erzählte sie, habe sie den Journalisten überlassen, um eine Mission zu erfüllen: „Donald Trump zu Fall zu bringen“.

Um die Veröffentlichung ihrer Erinnerungen zu verhindern, zog Robert Trump, der jüngere Bruder des Präsidenten, vor ein New Yorker Gericht, wobei er sich auf eine im Zuge des letztlich geregelten Erbstreits getroffene Schweigeklausel berief. Er verlor, weil die Richter urteilten, dass der Verlag Simon & Schuster nicht Teil jener Vereinbarung war. Und obwohl der Band mit seinem reißerischen Titel („Zu viel und nie genug – Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“) erst am 14. Juli erscheint, haben amerikanische Medien brisante Passagen schon jetzt publik gemacht.

Da wäre die Schummelei bei einer wichtigen Prüfung. Donald Trump wusste um das Prestige, das sich mit einem Abschluss an einer Spitzenuniversität der Ivy League verbindet. Die University of Pennsylvania, deren Business School als Sprungbrett für steile Unternehmerkarrieren galt, sollte sein Ansehen begründen. Allerdings, schreibt seine Nichte, hätte er es aus eigener Kraft nicht geschafft, dort angenommen zu werden. Später prahlte er zwar, allein das Studium sei Beweis seines Super-Genies, in dem Buch aber wird das Kapitel ganz anders erzählt. In der Schule hatte seine Schwester Maryanne oft die Hausaufgaben für ihn erledigt. Nur konnte sie ihn eben schlecht bei einem Bewerbertest vertreten, den man mit sehr guten Ergebnissen bestehen musste, um an einer Hochschule der Ivy League in die engere Wahl gezogen zu werden. Donald soll kurzerhand einen Freund namens Joe Shapiro eingespannt haben, auf dass der den Eignungstest für ihn schreibe. „Donald, dem es nie an Geld fehlte, hat seinen Kumpel gut bezahlt“, schreibt die Autorin. Ob das alles stimmt, hat etwa die „Washington Post“ bereits in eigener Recherche herauszufinden versucht. Demnach lebt Shapiro inzwischen nicht mehr, während Verwandte betonen, dass er sich niemals hergegeben hätte für einen solchen Betrug.

Oder die Masche, Religiosität vorzutäuschen, um bei evangelikalen Wählern Punkte zu sammeln. In Wahrheit, wird Maryanne Trump an einer Stelle zitiert, sei Donald nur in die Kirche gegangen, wenn dort Kameras aufgebaut waren. Er glaube an nichts, „er hat keine Prinzipien, überhaupt keine“.

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