Seenotrettung Lösung für Rettungsschiff „Ocean Viking“

Valletta · Ein weiteres Drama auf dem Mittelmeer ist zu Ende: Die Migranten an Bord der „Ocean Viking“ dürfen an Land. Sechs EU-Länder nehmen sie auf.

  Die „Ocean Viking“musste mit 356 geretteten Migranten zwei Wochen auf See bleiben, weil Italien und Malta sie nicht anlegen ließen.

Die „Ocean Viking“musste mit 356 geretteten Migranten zwei Wochen auf See bleiben, weil Italien und Malta sie nicht anlegen ließen.

Foto: dpa/Anthony Jean

Die zweiwöchige Blockade des Rettungsschiffs „Ocean Viking“ auf dem Mittelmeer mit 356 Migranten an Bord hat ein Ende. Malta werde die Menschen erst einmal aufnehmen, bevor sie auf andere EU-Staaten verteilt werden, erklärte Regierungschef Joseph Muscat auf Twitter am Freitag. Neben Deutschland und Frankreich wollen Portugal, Rumänien, Luxemburg und Irland Migranten aufnehmen. „Keiner wird in Malta bleiben“, betonte Muscat.

Das Schiff der Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen hatte die Menschen vor zwei Wochen vor der Küste Libyens gerettet. Kürzlich hatte die Besatzung Alarm geschlagen, dass die Essensvorräte an Bord zu Ende gingen. Am Freitagnachmittag befand sich das Schiff zwischen der kleinen italienischen Insel Linosa und Malta.

Die Lösung für die „Ocean Viking“ sorgte vielfach für Aufatmen. Jay Berger, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen auf der „Ocean Viking“, sagte: „Wir sind erleichtert, dass die lange Tortur für die 356 Menschen bei uns an Bord nun endlich vorbei ist.“ EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos begrüßte die Nachricht aus Maltas Hauptstadt Valletta. Er lobte die maltesischen Behörden und die anderen sechs Länder für ihre Solidarität.

Ebenso groß wie die Erleichterung war bei vielen allerdings auch das Unverständnis. „Während einige EU-Staaten endlich mit Menschlichkeit auf diese humanitäre Katastrophe im Mittelmeer antworten, braucht es nun einen vorhersehbaren Verteilmechanismus“, forderte Ärzte ohne Grenzen. Auch SOS Mediterranee betonte, so könne das unnötige Leiden der Menschen an Bord vermieden werden. Auf eine langfristige Lösung können sich die EU-Staaten allerdings seit Monaten nicht einigen. Für Anfang September war eigentlich ein Treffen einiger EU-Staaten dazu auf Malta geplant. Dies wird sich nun aber wohl um einige Wochen nach hinten verschieben.

Rettungsschiffe von Hilfsorganisationen mit Migranten an Bord waren zuletzt immer wieder teils wochenlang auf dem Meer blockiert worden. Zuletzt hatte die Odyssee der „Open Arms“ für Schlagzeilen gesorgt. Die zerbrochene populistische Regierung in Italien und vor allem der rechte Innenminister Matteo Salvini hatte die Häfen des Landes weitgehend für die Schiffe geschlossen. Auch Malta besteht seit Monaten darauf, dass andere EU-Staaten die Aufnahme aller Migranten zusagen, bevor Schiffe in die maltesischen Häfen dürfen.

Zu der jetzigen Lösung sei man nach Gesprächen mit der EU-Kommission, Deutschland und Frankreich gelangt, hieß es in einer Mitteilung der Regierung in Valletta. Die Migranten würden nun auf Militärschiffe umsteigen und dann an Land gebracht. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner teilte mit, sein Land nehme 150 Menschen auf. Wie viele Deutschland aufnimmt, ist noch nicht bekannt.

Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal und Luxemburg gehörten zuletzt immer zu jenen Staaten, die sich an einer Lösung beteiligten. Auch Malta hatte sich mehrmals bereiterklärt, Flüchtlinge aufzunehmen, bis sie auf andere Staaten verteilt werden.

Schon jetzt ist allerdings absehbar, dass das nächste blockierte Rettungsschiff nicht lange auf sich warten lassen wird. Einsatzleiter Berger von Ärzte ohne Grenzen kündigte an, die „Ocean Viking“ werde nun zunächst einen Hafen ansteuern, um aufzutanken, Güter zu laden und die Crew zu wechseln. Dann aber wieder aufbrechen, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. Und auch die italienische NGO Mediterranea Saving Humans teilte mit, wieder auf See zu sein.

Das spanische Schiff „Open Arms“, dessen Odyssee in der Nacht zum Mittwoch nach fast drei Wochen dramatisch zu Ende gegangen war, muss hingegen erst einmal an Land bleiben. Die italienische Küstenwache teilte mit, dass bei einer Inspektion des Schiffes „schwere Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort