Mallorca 2020? Die Balearen kämpfen um die Sommerurlauber

Palma de Mallorca · Politik und Reisebranche wollen trotz Corona wieder Touristen auf die Inselgruppe locken. Die Chancen stehen derzeit offenbar nicht schlecht.

Mallorca will Möglichkeit zum Sommerurlaub 2020 trotz Corona schaffen
Foto: dpa/Espa Photo Agency

„Die touristische Saison ist nicht verloren“, sagt Francina Armengol. Die regionale Regierungschefin der Balearischen Inseln rechnet damit, dass schon bald Touristen nach Mallorca, Europas meistbesuchter Urlaubsinsel, zurückkehren können. Und damit meint sie besonders die Deutschen, bisher die besten Kunden des Mittelmeerparadieses, die im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel aller Feriengäste ausmachten. „Wir arbeiten eng mit Reiseveranstaltern zusammen, um diesen Sommer in sicheren Bedingungen Urlauber auf die Inseln zu bringen.“

Die Zusammenarbeit hat bereits Früchte getragen: Bei mehreren großen Pauschalveranstaltern können schon Sommerferien auf Mallorca reserviert werden. Und zwar von der zweiten Junihälfte an. Die Lufthansa kündigte passend dazu an, im Laufe des Junis wieder Mallorca anzufliegen.

Ab etwa 500 Euro pro Person sind eine Woche Sommerurlaub auf Mallorca zu haben – Flug, Mittelklassehotel und Halbpension inklusive. Allerdings steht die Buchung unter dem Vorbehalt, dass die internationale Reisewarnung, die etwa seitens der deutschen Regierung bis 14. Juni besteht, nicht verlängert wird. Und auch, dass Spanien seine Grenzen, die bisher noch bis mindestens 15. Mai geschlossen sind, wieder aufmacht.

Aber angesichts der positiven Entwicklung der Corona-Pandemie auf Mallorca gibt es begründete Hoffnung, dass der Tourismusbetrieb schneller wieder hochgefahren werden kann als bisher gedacht. Die Balearen gehören zu jenen spanischen Regionen, auf denen die Epidemie inzwischen weitestgehend unter Kontrolle ist. Die Inseln Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera hatten sich Mitte März konsequent abgeschottet, Flug- und Fährverbindungen wurden gekappt. Das half offenbar, die Ausbreitung des Virus zu bremsen.

Wie eine Urlaubsreise im Corona-Zeitalter aussehen wird, konnte man dieser Tage bei der Reise auf Mallorcas bereits virusfreie Nachbarinsel Formentera sehen: Bei allen Passagieren, welche die Fähre Ibiza-Formentera besteigen wollten, wurde per Wärmekamera die Körpertemperatur gemessen. Zusätzlich mussten alle Reisenden einen Corona-Schnelltest überstehen. Passagiere, die positiv getestet wurden, durften nicht auf die Fähre und wurden für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus geschickt. Ein ähnliches Sicherheitsprotokoll ist auch für den Urlaub auf Mallorca geplant.

Die Insel Formentera, auf der 12 000 Menschen leben und 20 000 Touristenbetten bereitstehen, dient seit Tagen als Versuchslabor für die Rückkehr zur Normalität: Hotels, gastronomische Außenterrassen und Einzelhandelsgeschäfte durften dort schon am 4. Mai öffnen – eine Woche früher als auf Mallorca. Auch die Strände wurden für Spaziergänge und für Wassersport freigegeben. Allerdings blieben die Insulaner wegen der geltenden Reiseverbote für Festlandspanier und Ausländer noch unter sich.

An diesem Montag werden auf Mallorca die Ausgangsbeschränkungen ebenfalls gelockert. So dürfen dann zum Beispiel Café- und Schankterrassen öffnen – mit 50 Prozent der Personenkapazität. Zwischen den Tischen muss es zwei Meter Sicherheitsabstand geben. Bei den derzeitigen milden Temperaturen können die Gastronomen mit gutem Besuch der Einheimischen rechnen. So wie auf der Nachbarinsel Formentera, wo die Barterrassen in den vergangenen Tagen voll waren.

Balearen-Regierungschefin Armengol zeigte sich zufrieden, dass der Tourismus endlich anlaufen kann. Auch wenn viele Mallorca-Hoteliers mangels Gästen skeptisch sind, ob sich die Öffnung ihrer Herbergen lohnt. Nur einige Landhotels wollen an diesem Montag öffnen. Die meisten großen Bettenburgen in den Touristenzentren an der Küste, die von internationalen Gästen leben, wollen hingegen abwarten.

„Es wird eine schrittweise Öffnung geben“, sagt Gabriel Llobera, Chef des balearischen Hotelverbandes ACH. Und dann mit maximalen Vorsichtsmaßnahmen. Dazu sollen Desinfektionen, bargeldloses Zahlen sowie Masken für Personal und Gäste gehören. Auch ist die Abschaffung des Speisebuffets geplant, das viele Urlauber besonders lieben, das aber üblicherweise zu Gedränge führt. Stattdessen werden künftig Kellner mit Gummihandschuhen das Essen am Tisch servieren.

Auch Tui-Chef Friedrich Joussen will so bald wie möglich wieder Urlaubsreisen in den Mittelmeerraum anbieten. „Wir haben einen Gesundheitscheck für alle Urlaubsziele ausgearbeitet und werden Urlaub nur dort anbieten, wo er auch sicher ist“, sagte Joussen der Bild am Sonntag. „An erster Stelle steht dann sicherlich Mallorca.“ Auch Griechenland, Zypern, Kroatien, Bulgarien, Österreich und Dänemark seien gut auf den Sommertourismus vorbereitet.

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